Von: luk
Bozen – Am heutigen 17. Oktober, dem Welttag zur Bekämpfung der Armut, öffnet das Dormizil Nachtquartier in der Vintlerstraße 9 in Bozen für den fünften Winter. 17 Menschen ziehen ein, weitere folgen in den kommenden Tagen. Insgesamt stehen 25 Plätze bereit, um obdachlosen Menschen in der kalten Jahreszeit Schutz, Wärme und Begleitung zu schenken. 120 Freiwillige aus ganz Südtirol übernehmen in den kommenden sechs Monaten Nacht- und Frühstücksdienste, halten das Haus lebendig. Sie bringen das mit, was den Verein Dormizil EO seit fünf Jahren ausmacht: Menschlichkeit auf Augenhöhe.
Heute Abend empfangen Monika Stuefer, Magdalena Oberrauch und Paul Tschigg die obdachlosen Gäste im Nachtquartier mit Sack und Pack. Vier Frauen und dreizehn Männer erhalten dann ein Bett, Wärme und ein Stück Sicherheit. Sie kommen aus Italien (ein Drittel der Gäste), Ungarn, Polen, Kirgistan, Indien, Irak, Nigeria, Tunesien, Senegal und Afghanistan.
Die Sozialbetreuerin Monika Stuefer hat in den vergangenen Wochen mehr als 40 Aufnahmegespräche geführt. Sie kennt jeden beim Namen, hat von Hoffnungen und Ängsten gehört: „Hinter jedem obdachlosen Menschen steht eine Geschichte, die gehört werden sollte und nicht ignoriert“, sagt sie. „Ich bin hier, um zuzuhören, wenn die Menschen reden möchten.“ Seit 1. September arbeitet sie hauptamtlich für den Verein Dormizil EO und begleitet unter anderem die Freiwilligen.
Magdalena Oberrauch ist erstmals im Team Nachtquartier tätig. Sie kümmert sich um Fragen der Gäste und schlichtet, wenn es zu Spannungen kommt. „Das Dormizil Nachtquartier soll auch in seinem fünften Winter ein sicherer und würdevoller Ort für Gäste und Freiwillige sein“, sagt sie. „Wir empfangen die Bewohner mit einem Lächeln und einem offenen Ohr. Und wenn jemand aus der Nachbarschaft noch eine warme Suppe vorbeibringt, freuen wir uns sehr.“
Über 120 Freiwillige stehen in diesem Winter im Einsatz. Sie übernehmen Nächte, bereiten Frühstück vor und halten das Haus in Gang. Christian Anderlan teilt die Dienste ein, Helmuth Niedermayr und Manfred Bauer kümmern sich um Technik und Reparaturen, Karen Stocker und ihr Team zeigen den Gästen, wie sie ihre Zimmer sauber halten und gemeinsam das Haus pflegen. Vera Falkensteiner organisiert gemeinsam mit einer Gruppe den Wäschedienst in Zusammenarbeit mit der Sozialgenossenschaft Eureka. Kathrin Lintner und Anna Rastner sorgen für Lebensmittel und Hygieneartikel. Alles geschieht in enger Absprache, jeder Dienst hängt vom anderen ab.
„Unsere Freiwilligen tragen das Nachtquartier“, sagt Maria Lobis, die im Vereinsvorstand die Kommunikationsarbeit koordiniert. „Sie kommen aus ganz Südtirol, nehmen weite Wege auf sich und erleben aus nächster Nähe, was es heißt, obdachlos zu sein. Viele erzählen dann in ihren Familien davon und sensibilisieren so ihr Umfeld.“ Der Verein Dormizil EO, der am 20. Oktober sein fünfjähriges Bestehen begeht, begleitet nun im fünften Winter Menschen ohne Dach über dem Kopf durch die kalte Jahreszeit. „Im reichen Bozen darf niemand erfrieren“, sagen die Vorstandsmitglieder Paul Tschigg, Maria Lobis und Norbert Pescosta. „Obdachlose Menschen sind Menschen wie du und ich. Es kann jede und jeden treffen.“
Das Dormizil Nachtquartier in der Vintlerstraße 9 ist die einzige Einrichtung in Südtirol, die fast zur Gänze von Freiwilligen geführt und ausschließlich durch Spenden finanziert wird. Die Gäste wohnen in Ein-, Zwei- und Dreibettzimmern und können, wenn sie sich an die Hausregeln halten, den ganzen Winter über im Nachtquartier bleiben. Morgens erhalten sie ein Frühstück, um halb neun verlassen alle das Haus. Gar einige gehen einer Arbeit nach oder sind auf der Suche nach einer Beschäftigung. Abends öffnen ihnen Freiwillige um 19,00 Uhr die Tür. Eine Notfallnummer bleibt rund um die Uhr aktiv.
“Es zeichnet sich ab, dass in Bozen in diesem Winter zu wenig Schlafplätze angeboten werden. In der Stadt leben viele Menschen ohne festen Wohnsitz: Einheimische, Migranten, Geflüchtete, Menschen in Übergangssituationen”, so der Verein dormizil Außerhalb von Bozen öffnen mit 1. November in Leifers, Brixen, Bruneck und Meran weitere Winternachtquartiere.
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