Von: luk
Bozen – Ausnahmesituationen erfordern außerordentliche Maßnahmen. Heute fand die Landesversammlung des Südtiroler Handwerks erstmals in Form einer Videokonferenz statt. Gastteilnehmer waren Landeshauptmann Arno Kompatscher, Wirtschafts- und Bildungslandesrat Philipp Achammer sowie der nationale Handwerkspräsident von Confartigianato Imprese Giorgio Merletti.
Knapp 200 Südtiroler Handwerksunternehmer und mehr als 30 Ehrengäste nahmen an der Landesversammlung des Südtiroler Handwerks teil. Das jährliche Ereignis sieht die Genehmigung der Verbandsbilanz vom Vorjahr als auch der Vorschau für das laufende Jahr vor und zählt jedes Jahr zu den wichtigsten Zusammentreffen zwischen Wirtschaft und Politik. Heuer wurde die Veranstaltung aufgrund der Einschränkungen von Corona/Covid-19 digital abgehalten.
lvh-Präsident Martin Haller nahm unmittelbar Stellung zur aktuellen Wirtschaftslage: „Die wichtigste Grundlage für das Überleben der Handwerksbetriebe ist geschaffen: Seit Montag darf der Großteil der Sektoren wieder arbeiten und damit ist ein essentieller Schritt zur Aufrechterhaltung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens erfolgt.“ Derzeit werde an weiteren Lockerungen für jene Berufe gearbeitet, die in direktem Kundenkontakt stehen wie die Friseure oder Schönheitspfleger, sodass auch diese Sparten ihre Tätigkeit schnellstmöglich wieder aufnehmen können. „Die Politik hat in diesem Zusammenhang mutige Entscheidungen getroffen. Sie hat uns das Vertrauen geschenkt, um das Wirtschaftsrad wieder in Gang zu bringen. Mir ist durchaus klar, dass es ist nicht leicht ist, verantwortungsvoll zwischen gesundheitlichen Notwendigkeiten und wirtschaftlichen Erfordernissen abzuwägen. Umso mehr möchte ich mich bei den politischen Entscheidungsträgern, allen voran Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landesrat Philipp Achammer, aber auch unserem Ansprechpartner im Südtiroler Landtag Gert Lanz für ihren unermüdlichen Einsatz bedanken“, betonte Haller.
In seiner Rede ging der Verbandschef auf die aktuell größten Herausforderungen im Handwerk ein. Höchste Priorität hätten derzeit die Sicherheit und der Gesundheitsschutz auf Baustellen, in Werkstätten und sonstigen Arbeitsstätten. Die Einhaltung der Sicherheits- und Hygienemaßnahmen seien unerlässlich für die Gesundheit am Arbeitsplatz. Sorgen bereitet Martin Haller die Zukunft: „Der lange Stillstand und die wirtschaftliche Unsicherheit haben vielfach die Aufträge einbrechen lassen. Während in dieser ersten Arbeitswoche nahezu alle Unternehmen enthusiastisch ihre liegengebliebenen Arbeiten wieder aufgenommen haben und bis in den Sommer hinein mit diesen Aufträgen beschäftigt sein werden, befürchte ich eine Rezession spätestens im Winter. Covid-19 hat auch den Tourismus sehr hart getroffen, sodass vielzählige Umbau-, Ausbau- oder Neuprojekte komplett storniert worden sind. Diese fehlenden Aufträge werden wir erst noch zu spüren bekommen.“
Zukunft als Chance nutzen
Der lvh.apa will seine Mitglieder auf dem Weg des Wiederaufbaus weiter begleiten und verstärkt auf die Zukunftsthemen Professionalisierung, Kooperation und Nachhaltigkeit setzen. „In dieser besonderen Zeit haben sich Betriebe zum Teil komplett neu erfinden müssen. Das Resultat sind innovative Produkte und Dienstleistungen, die speziell während der Corona-Zeit gefragt waren, aber sicherlich auch in Zukunft Anwendung finden. Viele Unternehmen haben neue digitale Wege beschritten, welche ganz neue Prozesse und Möglichkeiten für ihre Tätigkeit eröffnet haben. Andere Sektoren wiederum haben ihre Verlässlichkeit und Standhaftigkeit bewiesen, so zum Beispiel die Bäcker, Metzger oder Warentransporteure, welche für die Versorgung der Bürger unermüdlich im Einsatz waren. Nun sind wir optimistisch, dass der Wiederaufbau möglichst rasch und erfolgreich vorangeht“, berichtet der Verbandspräsident.
Damit der Neustart auch gelingen kann, hofft das Handwerk auf den weiteren Support der Politik. “So zum Beispiel, wenn es darum geht, nachhaltige Prozesse zu fördern, Kooperationen zu stärken, heimischen Betrieben den Vorzug bei öffentlichen Ausschreibungen zu geben und lokale Kreisläufe zu forcieren. Der lange Weg, der uns bevorsteht, kann nur in enger Zusammenarbeit gelingen. Das Handwerk sichert der Politik seine volle Unterstützung zu und hofft, dass die wirtschaftliche Normalisierung auch weiterhin gemeinsam mit dem Handwerk gestaltet wird“, bekräftigt Martin Haller.
Die Zusicherung für die weitere Unterstützung erklärte Landeshauptmann Arno Kompatscher im Rahmen der Videokonferenz: „Während es in der ersten Phase vor allem darum ging, den Gesundheitsbetrieb aufrecht zu erhalten, ist es nun in Phase zwei das Ziel, die Wirtschaft überlebensfähig zu halten. Mit Liquiditätsbeschaffung und Hilfsmaßnahmen auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene. Unerlässlich für die Zukunft wird ein Konjunkturprogramm sein, das vor allem Investitionen vorsieht.“
Klare Worte kamen auch von Wirtschafts- und Bildungslandesrat Philipp Achammer. Er richtete einen klaren Appell an die römische Regierung: „Wir benötigen endlich Planungssicherheit. Das größte Problem für viele Unternehmen stellt die Unsicherheit dar sprich nicht zu wissen, wann alle Sektoren endlich wieder arbeiten dürfen. Unser Ziel wird es auch in den nächsten Monaten sein, mit Verantwortungsbewusstsein Gesundheit und Menschen zu schützen, dafür benötigen wir aber klare Entscheidungen“, sagte Achammer.
Giorgio Merletti, nationaler Handwerkspräsident von Confartigianato Imprese forderte in seiner Ansprache unmittelbare Unterstützungsmaßnahmen gerade für Kleinst- und Kleinbetriebe – in Form von Entbürokratisierung, Steuerentlastung und finanziellen Hilfspaketen.
Abschließend bedankte sich auch lvh-Vizepräsident Hannes Mussak bei Landehauptmann Arno Kompatscher, Landesrat Philipp Achammer und lvh-Präsident Martin Haller für die erfolgreiche Teamarbeit. „Wir werden diese Krise überwinden – gemeinsam!“