Von: luk
Bozen – Wohnen möglich machen. Praktischer Leitfaden des Projekts Go Housing ist ein Ergebnis des gemeinsamen Projekts eines Netzwerks von lokalen Akteuren, die im Bereich der Bewältigung des Wohnungsnotstands und des Rechts auf Wohnen tätig sind. Es besteht aus dem Verein La Strada-Der Weg, der Caritas Diözese Bozen-Brixen, Eurac Research, WOBI und der Stadt Bozen. Die Publikation ist ab heute erhältlich.
Italien gehöre zu den Ländern Europas mit dem geringsten Anteil an öffentlichem und gefördertem Wohnraum sowie an privatem Mietwohnungsbestand. Das “Wohnungsthema” sei daher ein dringendes Problem und Gegenstand intensiver politischer Debatten, auch in Südtirol. Das Fehlen einer langfristigen und nachhaltigen Wohnungspolitik habe negative Auswirkungen auf die gesamte Provinz, sowohl in wirtschaftlicher als auch in sozialer Hinsicht, so das Netzwerk.
“Der segmentierte Immobilienmarkt und die unerschwinglichen Preise, die Bevorzugung von kurzzeitigem Vermieten an Touristen und die unzureichende Nutzung der öffentlichen und privaten Wohnungsressourcen sind einige der zentralen Elemente. Hinzu kommen Vorurteile und Diskriminierungen beim Zugang zu Wohnraum für Menschen, die nicht aus der Provinz kommen, insbesondere für Ausländer. Daher wurde mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds das Projekt Go Housing ins Leben gerufen, das sich an ausländische Bürger mit Wohnsitz in der Provinz Bozen richtet. Es bietet gezielte Unterstützung sowie innovative Formen der Begleitung, um die Wohnautonomie zu fördern”, heißt es weiter.
“Eines der im Rahmen des Projekts zur Verfügung gestellten Werkzeuge ist die Publikation ‘Wohnen möglich machen. Praktischer Leitfaden des Projekts Go Housing’, die die vorhandenen Wohnressourcen und -dienstleistungen auf lokaler Ebene bündelt. Der Leitfaden möchte die Lücke schließen, die durch den fehlenden Zugang zu sozialen Netzen für Personen von außerhalb der Provinz entstanden ist: Wohnbeziehungen finden ihre Grundlage und Garantien in den verfügbaren Regelungen und Dienstleistungen. Überbelegung der Wohnung, Mietzahlung, Instandhaltung der Wohnung, Verlassen der Wohnung: Beim Durchblättern dieses Leitfadens erhalten Mieter und Vermieter einfache und klare Hinweise, wie man verschiedenen Probleme, die auftreten können, vorbeugen kann und wie man sie bewältigt”, so das Netzwerk.
Die Inhalte des Leitfadens wurden in einem gemeinsamen Diskussionsprozess zwischen den Hauptakteuren des lokalen Wohnsystems entwickelt. Gemeinsam mit ihnen wurden die häufigsten Situationen ermittelt, die das gegenseitige Vertrauen untergraben und zu Missverständnissen und Konflikten führen können. Die Veröffentlichung enthält auch nützliche Telefonnummern und Informationen über Beratungsstellen. Der Leitfaden ist online verfügbar (deutsch https://webassets.eurac.edu/31538/1686131813-go-housing_web-deu.pdf, italienisch https://webassets.eurac.edu/31538/1686131728-go-housing_web-it.pdf) und wird in gedruckter Form kostenlos bei den Ämtern und Organisationen erhältlich sein, die an seiner Entwicklung mitgewirkt haben.
Der Leitfaden “Wohnen möglich machen” hebt bestehender Regelungen und Dienstleistungen hervor und unterstützt somit einerseits Immobilienbesitzer, die sich für die Vermietung ihrer Wohnungen entscheiden haben, und bietet andererseits Wohnungssuchenden Orientierung.
Der Leitfaden ist eines der abschließenden Outputs des Projekts “Go Housing”, das im Juli 2022 zur Förderung sozialer Innovationen im Bereich der Wohnautonomie für Migranten in der Provinz Bozen gestartet wurde. Es fördert die soziale Eingliederung durch Einzel- und/oder Gruppenberatungen und -aktivitäten, die die soziale und wohnungsbezogene Integration unterstützen. Das Projekt richtete eine erste Anlaufstelle zur Orientierung ein und führte Unterstützungsmaßnahmen auf den verschiedenen Ebenen des Aufnahmesystems der privaten und öffentlichen Projektpartner durch. Innovationskraft in Kombination mit Zuverlässigkeit der Aktion wird durch die Partnerschaft zwischen La Strada-Der Weg, Caritas Diözese Bozen-Brixen und Eurac Research mit der Unterstützung und Beteiligung der Stadt Bozen und des Instituts für den sozialen Wohnbau (WOBI) sowie durch ein solides Monitoring- und Bewertungssystem garantiert.
Das Projekt verfolgte zwei Strategien: die Aktivierung des lokalen Netzwerks mit dem Aufbau neuer und der Stärkung bestehender Kooperationen zwischen dem sozialen und dem privaten Sektor zum Thema “Wohnen” sowie die Begleitung bei der Wohnungssuche durch Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen für Menschen, die auf der Suche nach einer stabilen Wohnsituation sind. “Ziel ist, sie in eine auf dem öffentlichen oder privaten Markt verfügbare Wohnung zu vermitteln. Durch die Weitergabe von sozialem Fachwissen bietet das Projekt außerdem Unterstützung für Wohnungsbesitzer, Hausverwalterund Immobilienmakler, um die Vermittlung von Wohnraum für Wohnungssuchende zu erleichtern”, heißt es weiter.
“Als Projektleiter des Projekts Go Housing ist der Verein La Strada-Der Weg mit einigen Erfolgen im Bereich der sozialen Innovation zufrieden, insbesondere mit dem Netzwerk, das nicht nur unter den Projektpartnern gestärkt wurde: Viele lokale Akteure mit Schlüsselrollen und -interessen bei der Förderung eines gerechteren und nachhaltigeren Zugangs zu Wohnraum wurden einbezogen, wie z. B. die Sozialsprengel, die Handelskammer, der Mieterschutz, der Verband der Hauseigentümer, Kondominiumsverwaltungen und der Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister. Darüber hinaus hat Go Housing einen Arbeitskreis zum Thema Wohnen ins Leben gerufen, an dem nicht nur Caritas und La Strada-Der Weg, sondern auch Volontarius und das Rote Kreuz teilnehmen. Dieser Diskussions- und Arbeitstisch brachte einen gemeinsamen Projektvorschlag hervor, der der Gemeinde Bozen vorgestellt wurde. Wohneinheiten, die im Besitz der Gemeinde sind, wurden Menschen, die trotz eines Arbeitsvertrages Schwierigkeiten haben, eine private Wohnung zu finden, zur Verfügung gestellt. So konnten die neuen Projekte getestet werden, bei denen die Personen beim Einstieg in das Wohnen begleitet werden. Etwas weniger zufrieden sind wir mit den Ergebnissen bei der Vermittlung von Privatwohnungen (weniger als zehn Prozent der Teilnehmenden), da der private Mietmarkt, wie wir ihn kennen, begrenzt ist und nur eingeschränkt zur Verfügung steht. Auch die Dauer des Projekts (ein Jahr) ist an sich begrenzt: Wir haben versucht, etwas zu säen, aber die Früchte werden sich erst später zeigen”, so das Netzwerk.
Im Laufe des Projekts wurden 153 Personen mit Migrationshintergrund, die in Südtirol wohnen und arbeiten, erreicht. Davon haben sich 130 Personen dem Projekt angeschlossen und die Beratungs- und Unterstützungsangebote in Anspruch genommen. Bei den Nutzern handelt es sich um 108 Männer und 22 Frauen. “Alle Personen, die sich für das Projekt angemeldet haben, sind regelmäßig beschäftigt und verfügen über ein regelmäßiges monatliches Einkommen, das ausreicht, um ihre Miete zu decken. Trotzdem haben weniger als zehn Prozent von ihnen innerhalb der Projektlaufzeit eine autonome Wohnlösung gefunden. Die Hauptursache für diese Schwierigkeit ist, neben der Knappheit an verfügbarem Wohnraum und den hohen Mietkosten, das Vorhandensein weit verbreiteter Vorurteile und Ängste gegenüber Ausländern”, heißt es abschließend.