Unternehmer Hellmuth Frasnelli stellt Gebäude zur Verfügung

Zeilerhof in Gries: Neue Projekte für Obdachlose

Dienstag, 21. Januar 2020 | 15:57 Uhr

Bozen – Ein Dach über dem Kopf und ein Leben in Würde: Das will Bozens Zivilgesellschaft 30 wohnungs- und obdachlosen Menschen im Zeilerhof in Gries bieten. Am 21. Jänner eröffnen dort engagierte Freiwillige auf drei Stockwerken zwei Projekte: „Living in dignity“ und „Winterhaus II“. Der Unternehmer Hellmuth Frasnelli stellt sein Gebäude kostenlos dafür bereit.

Die Nachfrage ist groß: In Bozen müssen noch immer Dutzende obdachlose Menschen auf der Straße schlafen, darunter Familien mit Kindern. Dazu kommt die Wohnungslosigkeit von eingewanderten Menschen, die trotz Arbeit keine Wohnung finden. Zum wiederholten Mal macht Bozens Zivilgesellschaft mobil, um diesen existenziellen Nöten entgegen zu treten.

Im Zeilerhof in Gries wird auf zwei Stockwerken (erster und zweiter Stock) das Projekt „Living in dignity“ für 20 eingewanderte Menschen mit Arbeitsvertrag angeboten. In acht Zimmern können die Migranten dort schlafen, sich und ihre Wäsche waschen. Darunter sind unter anderem anerkannte Flüchtlinge, die wie alle anderen über Arbeit, aber über keine Unterkunft verfügen. Karin Cirimbelli verantwortet das Projekt. Die Anfrage sei groß, sagt die Aktivistin. Deshalb gibt es ein Auswahlverfahren: „Interessierte müssen sich um die Aufnahme bewerben und Integrations- und Sprachkurse absolvieren“, erklärt sie. Die künftigen Bewohner werden dabei von Freiwilligen begleitet.

Im Parterre des Zeilerhofes hingegen ist „Winterhaus II“ untergebracht. Dabei handelt es sich um die Erweiterung des Winterhauses I, das am 10. Dezember 2019 in der Carducci-Straße in Bozen seine Türen geöffnet hat. Im Winterhaus II im Zeilerhof bekommen zehn Menschen in vier Räumen bis 10. März einen Schlafplatz. Es handelt sich dabei ausschließlich um Familien und Frauen. Während die obdachlosen Menschen das Winterhaus I morgens um 8.00 Uhr verlassen müssen und abends ab 20.00 Uhr betreten können, dürfen die obdachlosen Familien im Winterhaus II auch den Tag über im Zeilerhof verbringen. Paul Tschigg fungiert als Vermittler zwischen Winterhaus I und Winterhaus II: „Es tut weh zu sehen, wie Familien mit kleinen Kindern jetzt im Winter morgens das warme Winterhaus verlassen müssen und tagsüber keine Möglichkeit haben, sich in einem geschützten Rahmen aufzuhalten.“ Daher sei die Möglichkeit des Ganztagsaufenthaltes im Zeilerhof ein Geschenk des Himmels.

Caroline von Hohenbühel engagiert sich in der Landeshauptstadt seit Jahren für obdachlose Menschen und Geflüchtete. Das größte Problem sei der Wohnraummangel, erklärt die engagierte Frau. Sie nimmt die Politik in die Pflicht und bezieht sich auf die 1948 verabschiedete Allgemeine Erklärung der Menschenrechte: „Menschen haben unter anderem ein Recht auf Wohnung, Nahrung, Kleidung und ärztliche Versorgung“, sagt sie. Diese Rechte würden in Südtirol vielfach mit Füßen getreten.

Der Unternehmer Hellmuth Frasnelli hat den Zeilerhof bereits zwischen 2016 und 2019 als Unterkunft für Geflüchtete zur Verfügung gestellt. Jetzt sperrt er ihn wieder auf. „Es gibt so viele engagierte Menschen und gleichzeitig so viel Not in Bozen“, erklärt der Unternehmer. Er sei froh, dass die Landeshauptstadt mit Hilfe seines Zeilerhofes und der solidarischen Zivilgesellschaft ein Stück wärmer werde.

Die Räumlichkeiten für das Winterhaus II im Parterre des Zeilerhofes in Gries stehen bis 10. März 2020 bereit, die beiden Stockwerke für „Living in dignity“ bis März 2021. Auch das Winterhaus I in der Bozner Carducci-Straße, in dem der Bozner Unternehmer Heiner Oberrauch Schlafplätze für fast 50 Menschen bereitgestellt hat, bleibt bis 10. März 2020 geöffnet.

Heiner Oberrauch freut sich über die große Hilfsbereitschaft und das Engagement der Zivilgesellschaft. Das zeige, dass es den Südtirolerinnen und Südtirolern nicht gleichgültig sei, wie es den Mitmenschen gehe. Dass beide Strukturen mit mehr als 60 Ehrenamtlichen ohne Angestellte und ohne öffentliche Gelder geführt werden kann, ist einmalig für Südtirol.

 

 

Spenden – zwei Konten wurden eingerichtet:

 

Spendenkonto für das Projekt „Living in dignity“

SOS Bozen, Südtiroler Volksbank

IBAN: IT 88 P058 5611 6010 5057 1368 478, Kennwort: Zeilerhof

Spendenkonto für Winterhaus I + II
Südtiroler Vinzenzgemeinschaft, Raiffeisen Landesbank Bozen,
IBAN: IT 52 I 03493 11600 000300220230, Kennwort: Winterhaus

Von: luk

Bezirk: Bozen