Trump bringt US-Wirtschaft nur wenig

Zentralbanken warnen vor Stagflation und Geopolitik-Risiken

Donnerstag, 03. Juli 2025 | 07:45 Uhr

Von: APA/awp/sda

Die Eskalation geopolitischer Konflikte ist das größte Risiko für die Weltwirtschaft. Dies geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten jährlichen Umfrage der Schweizer Großbank UBS unter den Verwaltern von Zentralbankreserven hervor. Die diesjährige Umfrage zeigt einen markanten Stimmungsumschwung: Während im Vorjahr die Mehrheit noch von einer sanften wirtschaftlichen Abkühlung ohne Rezession ausging, gilt dieses Szenario nun gleich wahrscheinlich wie eine Stagflation.

Stagflation bedeutet eine Phase mit anhaltend hoher Inflation bei gleichzeitig stagnierendem Wachstum und schwachem Arbeitsmarkt. Ein Wandel zeigt sich bei den größten Risiken, die Zentralbanken heute sehen: Nicht mehr nur wirtschaftliche Faktoren dominieren, sondern vor allem globale geopolitische Spannungen. Handelskonflikte werden von 74 Prozent der Reservemanager als größtes Risiko bewertet, gefolgt von der Sorge vor einer Eskalation militärischer Konflikte (51 Prozent).

Trump bringt US-Wirtschaft nur wenig

Wenig Vertrauen haben die Notenbanker in die Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump: Seine “Make America Great Again”-Politik werde die US-Wirtschaft kaum ankurbeln. Allerdings wird auch erwartet, dass die Auswirkungen auf den Handel und internationale Bündnisse relativ gering sein werden. Denn die Zölle dürften am Ende auf einem “verkraftbaren” Niveau landen.

Die größten Sorgen im Zusammenhang mit Trump betreffen vielmehr die Unabhängigkeit der US-Notenbank (65 Prozent). Aktuell rechnen übrigens vier von fünf Umfrageteilnehmer damit, dass die Leitzinsen der Federal Reserve (Fed) in einem Jahr irgendwo zwischen 3 bis 4 Prozent liegen werden, weil die US-Inflation in zwölf Monaten ebenfalls in diesen Bereich steigen werde (40 Prozent).

Der aktuelle US-Leitzins liegt im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent. Die aktuelle Inflationsrate in den USA betrug im Mai 2,4 Prozent im Vorjahresvergleich.

Die weiteren “Trump-Sorgen” der Notenbanker: Eine Schwächung der Rechtsstaatlichkeit und eine Verschlechterung der Qualität der US-Wirtschaftsdaten mit je 47 Prozent. Außerdem gab fast die Hälfte der Befragten an, dass eine Umstrukturierung der US-Schulden ein mögliches Szenario für die Zukunft wäre.

Gold bei Notenbanken en vogue

Bei der Vermögensallokation zeigen die Zentralbanken weiterhin eine breite Diversifikation in ihren Portfolios. Gold bleibt sehr gefragt und wird von den meisten als Anlage mit der besten risikobereinigten Rendite in den kommenden fünf Jahren gesehen.

Daneben gewinnen grüne Anleihen sogenannte Green Bonds, Unternehmensanleihen und Schwellenländer-Staatsanleihen an Bedeutung. Der Trend, Aktien stärker zu gewichten, verlangsame sich hingegen.

Beim Thema Währungen geht die Mehrheit der Befragten (fast 80 Prozent) davon aus, dass der US-Dollar seine Rolle als globale Leitwährung behält. Gleichzeitig mehrten sich jedoch die Anzeichen für eine Diversifikation in andere Währungen, wobei der Euro als Hauptprofiteur gelte. Das Vertrauen in den chinesischen Renminbi steige zudem leicht.

Erstmals wurden auch digitale Assets wie Kryptowährungen und Stablecoins gezielt abgefragt. Diese werden, unmittelbar nach Euro und Renminbi, als eine der Anlageklassen gesehen, die vom aktuellen geopolitischen Umfeld am meisten profitieren könnten.

Kommentare

Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen