Ihm wurde blind vertraut

Bankberater taucht mit 20 Mio. Euro unter

Freitag, 05. September 2025 | 16:17 Uhr

Von: luk

Bozen – Ein erfahrener und in Fachkreisen geschätzter Bankberater aus Bozen, der jahrelang das Vertrauen der Südtiroler Wirtschaftselite genoss, soll seine vermögenden Kunden systematisch betrogen haben und ist seit seinem Pensionsantritt im Dezember wie vom Erdboden verschluckt. Seine Initialen werden mit M.R. angegeben. Er ist etwa 60 Jahre alt.

Laut der Finanzpolizei beläuft sich der Schaden bislang auf rund 20 Millionen Euro, betroffen sind vor allem Unternehmer aus Südtirol, wie die Zeitung Alto Adige am Freitag berichtet.

Der große Bluff

Was die Ermittler der Finanzpolizei inzwischen zusammengetragen haben, liest sich wie das Drehbuch eines Kriminalfilms: Über Jahre hinweg soll der angesehene Berater ein perfides Spiel mit seinen vermögenden Kunden gespielt haben. Mindestens ein Dutzend Südtiroler Unternehmer vertrauten ihm demnach ihre Millionen an – bislang etwa 20 Millionen Euro, die nun möglicherweise für immer verschwunden sind.

Das System war laut bisherigem Erkenntnisstand so simpel wie effektiv: Gefälschte Renditeberichte gaukelten den Kunden vor, ihre Investitionen würden prächtig gedeihen. Parallel eröffnete M.R. teilweise Konten, die er nach wenigen Monaten wieder auflöste – genug Zeit, um beträchtliche Summen verschwinden zu lassen, ohne dass selbst seine eigene Bank Verdacht schöpfte.

Der Moment der Wahrheit

Das kunstvolle Kartenhaus stürzte ein, als ein Bauunternehmer plötzlich einen leeren Kontoauszug in den Händen hielt. Was folgte, war ein Dominoeffekt: Eine Anzeige jagte die nächste, und schnell wurde klar, dass hier nicht nur ein einzelner Kunde betrogen worden war.

Staatsanwalt Igor Secco leitet nun die Untersuchungen in einem Fall, der weit über Südtirol hinausreichen könnte. Erste Hinweise deuten nämlich darauf hin, dass auch im Trentino und anderen Regionen Geschädigte zu finden sind.

Spurensuche ins Nichts

Wo ist M.R.? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Ermittler, sondern auch seine eigene Familie. Freunden hatte er noch erzählt, er wolle sich ins Veneto zurückziehen – doch dort kam er nie an. Er ist nicht mehr erreichbar. Die Finanzpolizei geht davon aus, dass er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin ins Ausland geflüchtet ist. Wohin, ist völlig unklar.

Die Hausdurchsuchungen haben begonnen, Zeugen werden vernommen, Kontobewegungen minutiös analysiert. Doch bisher führt jede Spur ins Leere.

Schock in der Wirtschaft

Für die betrogenen Unternehmer ist der Fall ein Albtraum. Viele haben bereits Anwälte eingeschaltet und kämpfen nun um ihr Geld. Der Schock sitzt tief – nicht nur wegen der verlorenen Millionen, sondern vor allem wegen des Vertrauensbruchs. M.R. galt in Fachkreisen als absolut seriös und zuverlässig.

Ob die Geschädigten ihre Millionen jemals wiedersehen werden, steht in den Sternen. Ebenso unklar ist, ob bereits ein internationaler Haftbefehl beantragt wurde.

Bezirk: Bozen

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