Von: luk
Bozen – Im Fall Neumair/Perselli befindet sich nun der Sohn des Paares im Gefängnis von Bozen. Benno Neumair stand schon seit Tagen im Fadenkreuz der Ermittler und wurde auch ins Ermittlungsregister der Staatsanwaltschaft eingetragen. Zunächst befand sich der 30-Jährige jedoch auf freiem Fuß.
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag hat sich das geändert. Neumair kam im Beisein seines Anwalts aus eigenem Bestreben zu den Carabinieri. Zuvor soll es Medienberichten zufolge Kontakt zwischen der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung gegeben haben. Offenbar hat sich die Indizienlage zugespitzt.
Neue Spuren, deren Analyse von der Carabinieri-Einheit RIS in Parma erfolgt ist, sollen Benno Neumair stärker belasten. Hierzu halten sich die Behörden aber bedeckt. Offenbar sind die Erkenntnisse aber so schwerwiegend, dass der 30-Jährige gemeinsam mit seinen Anwälten entschieden hat, bei den Carabinieri vorstellig zu werden. Die Nacht auf Freitag hat er in Behördengewahrsam verbracht. Er wurde ins Bozner Gefängnis überstellt.
Ein Geständnis hat Benno Neumair aber nicht abgelegt. Scheinbar hält er auch weiter an seinen Aussagen fest, wonach er nichts mit dem Verschwinden seiner Eltern zu tun habe. Wie die Tageszeitung “Corriere della Sera” berichtet, soll er gegenüber seinen Anwälten gesagt haben, dass die Ermittler verstehen würden, dass er nichts damit zu tun hat.
Am Montag wäre ursprünglich die Haftprüfung angesetzt gewesen. Dieser Termin wurde überraschend auf den heutigen Samstag vorverlegt. Carla Scheidle, die Richterin für die Vorerhebung, kann die Festnahme des Bozners bestätigen oder aufheben. Benno Neumair kann bei der Anhörung vor der Richterin auch von seinem Recht Gebrauch machen, die Aussage zu verweigern.
Wie berichtet, verdächtigt die Staatsanwaltschaft ihn der zweifachen vorsätzlichen Tötung und des Verbergens der Leichen. Die mit dem Fall betrauten Staatsanwälte Igor Secco und Federica Jovene fürchten eine mögliche Verschleierung von Spuren. Auch deshalb wurde die Festnahme von Benno vorgenommen. Es ist nämlich weiterhin nicht ausgeschlossen, dass der 30-Jährige die Tat akribisch geplant und Spuren bewusst gelegt hat. Bisher gehen die Ermittler davon aus, dass die Leichen der Eltern bei Pfatten in die Etsch geworfen wurden. Doch es liegt auch im Bereich des Möglichen, dass sie an anderer Stelle liegen.
Bislang umfasst die Akte im Fall Neumair/Perselli bereits über 500 Seiten. Das Dekret der Staatsanwaltschaft, das die Anhaltung von Benno Neumair anordnet, ist hingegen knappe 40 Seiten lang.
Für den jungen Bozner gilt weiterhin die Unschuldsvermutung.