Arzt hat ihm Therapie verordnet

Beutel war wegen Depressionen in Behandlung

Mittwoch, 10. April 2019 | 10:47 Uhr

Meran – Der 38-jährige Vorarlberger Johannes Beutel, der im Gefängnis wegen des Mordes an seiner Frau Alexandra Riffeser mit 43 Messerstichen in Gratsch bei Meran im Gefängnis sitzt, hat bereits vor der Tat unter schweren psychischen Problemen gelitten. Wie die Tageszeitung Alto Adige berichtet, geht dies aus Unterlagen von zwei österreichischen Ärzten hervor.

Beutels Hausarzt und vor allem der Firmenarzt hätten demnach festgestellt, dass es dem Mann nicht gut ging und dass er unter starkem Stress stand.

Der Firmenarzt verschrieb dem 38-Jährigen eine Therapie mit Antidepressiva, nachdem er rund einen Monat vor der Tat den kritischen Zustand des Mannes bemerkt hatte.

Vor allem die berufliche Verantwortung soll schwer auf den Schultern des 38-Jährigen gelastet haben. Über Jahre hinweg hatte sich Beutel stets als verlässlicher, freundlicher und vor allem ruhiger Mitarbeiter erwiesen.

Ersten ärztlichen Analysen zufolge soll Beutel allerdings Wochen vor der Tat unter einer schweren Depression gelitten haben, die auf Stress zurückzuführen gewesen sein soll, der sich in seinem beruflichen Leben angehäuft hatte.

Auch Arbeitskollegen sollen bei Vorgesetzten vorgesprochen und auf die Notwendigkeit hingewiesen haben, dem 38-Jährigen eine Auszeit zu ermöglichen. Eine Entscheidung in diese Richtung war allerdings verschoben worden – auch, weil Beutel sich bereiterklärt haben soll, eine Therapie in Angriff zu nehmen, um wieder „ raus aus dem Tunnel“ zu kommen.

Der Firmenarzt ließ den psychiatrischen Gutachtern in Südtirol eine detaillierte Angabe der Medikamententherapie zukommen, die er dem 38-Jährigen verschrieben hat. Dem Anschein nach soll sich sein Zustand zunächst auch gebessert haben.

Der Verdacht besteht allerdings, dass sich Beutel in einer ersten Euphorie dazu hinreißen lassen hat, die Medikamente wieder zu reduzieren. Dadurch sei er am Tag, als es zu dem Mord kam, vermutlich in einem besonders labilen Zustand gewesen.

Möglicherweise war seine Zurechnungsfähigkeit deshalb auch eingeschränkt. Diese Frage müssen nun die Gutachter im Rahmen des Prozesses klären. Zu ihnen zählt unter anderem Heinz Prast, der in Südtirol geboren ist und eine Praxis in Imola hat. Das Ergebnis des Gutachtens könnte für den weiteren Verlauf des Prozesses entscheidend sein.

Von: mk

Bezirk: Bozen, Burggrafenamt