Nicht zu brav, aber auch nicht zu böse – ein Kommentar

Böse „Tuifl“ und Krampusse?

Donnerstag, 12. Dezember 2019 | 15:26 Uhr

Sterzing/Kastelruth – Ein Facebook-Video vom „Tuifl Tratzen“ in Sterzing, das vermeintliche Prügeleien der Krampusse auf Zuschauer zeigt, sorgte in ganz Italien für Schlagzeilen. Mit ungläubigen Augen betrachteten die Italiener die Aufnahmen und wunderten sich darüber, welch „gewalttätige“ Bräuche im hohen Norden des Landes herrschen. Eines der „Opfer“ klärte die Öffentlichkeit schnell darüber auf, dass die Aufnahmen nur Teil eines „Rollenspiels“ seien, bei denen die „Tratzer“ den Part der manchmal gepeinigten Gejagten übernehmen.

Das Video bewies aber einmal mehr, dass viele außerhalb des „Tuifl-gewohnten“ Alpenraums wohnende Menschen Schwierigkeiten mit manch „kernigem“ Brauch der Alpentäler haben. Allerdings sind auch Bräuche, die nicht so sanft wie ein Volkstanz daherkommen, genauso schützenswert. Nichtsdestotrotz war es bei aller Toleranz gegenüber „wildem Brauchtum“ in der Vergangenheit immer wieder zu Grenzüberschreitungen gekommen. Auch in Sterzing gab es einige Dinge, die Anstoß erregten und auch zu einer Anzeige führten.

Krampus vs "uomini di colore"

Pubblicato da Emilio Giuliana su Sabato 7 dicembre 2019

Veranstaltende Vereine wie die „Tuifl Sterzing“ bemühen sich sehr darum, das Brauchtum zu wahren und das „Tuifl Tratzen“ vor unwissenden und voreingenommenen Meinungen zu schützen. Auf der anderen Seite sollten sie aber auch alles Interesse haben, dass keiner der Beteiligten über die Stränge schlägt und der Tag, auf den sich die „Tratzer“ wie „kleine Kinder auf Weihnachten“ freuen, nicht ausartet. In diesem Sinne ist es im ureigenen Interesse sehr wichtig, dass „Tuifl“ und „Tratzer“ die Regeln streng einhalten.

Ein Beispiel, wie man es richtig macht, war der „Tuifl-Umzug“ in Kastelruth, wo etwa 54 Krampusgruppen aus dem ganzen Alpenraum von Licht- und Feuereffekten begleitet durch die Gassen zogen.

Florian Oberlechner

Vermitteln wir den Italienern ruhig, dass manch Südtiroler Adventsbrauch alpenländisch „kernig“ ist, aber sorgen wir auch dafür, dass in unseren Reihen keiner über das Ziel hinausschießt.

„Tuifl“ und Krampusse sind und dürfen nicht zu brav, aber auch nicht zu böse sein.

 

Von: ka

Bezirk: Bozen