Von: lup
Bozen – Seit zehn Jahren führt die Caritas in Haslach-Oberau das „Haus Freinademetz“ – ein Grund zum Feiern, aber auch zum Nachdenken über das immer noch aktuelle Thema der „Wohnungsnot“. Mit dem „Haus Freinademetz“ hat die Caritas in diesem Zusammenhang gute Erfahrungen gemacht: Es ist ein Haus der Gemeinschaft, sei es für die Menschen, die hier Unterkunft finden, als auch für die Nachbarschaft, mit der es ein gutes Miteinander gibt.
Vor zehnJahren hat die Diözese Bozen-Brixen der Caritas das Haus Freinademetz, in welchem einst das Geistliche Jugendzentrum in Haslach beheimatet war, zur Unterbringung von Menschen in Wohnungsnot zur Verfügung gestellt. „In all diesen Jahren sind wir hier Menschen verschiedenster Herkunft und Erfahrungen begegnet: Männer, Frauen und Familien, die nicht der klassischen Definition von ,Obdachlosigkeit‘ entsprechen, sondern sich in einer Notlage befanden, was die Unterkunft betrifft“, schaute Matteo Contegiacomo, der von Haus Freinademetz bei der Jubiläumsfeier auf die zehnjährige Geschichte des Hauses zurück.
In dem Gebäude in der Josef-Freinademetz-Straße Nr. 11 ist Platz für 47 Personen. Diese leben dort relativ eigenständig, was Teil des Projektes ist, mit dem die Caritas eine adäquate Antwort auf die seit Jahren zunehmende Wohnungsnot geben will. „Dem Thema ,Wohnungsnot‘ selbst schenkt man inzwischen zwar mehr Aufmerksamkeit als vielleicht noch vor 10 Jahren, weniger geworden ist sie deswegen aber leider nicht, ganz im Gegenteil: Die Zahl derjenigen, die trotz Einkommen keine eigene Wohnung finden und/oder sich leisten können, ist hoch“, sagt Caritas-Direktorin Beatrix Mairhofer. „Wir hoffen, dass das Beispiel ,Haus Freinademetz‘ Schule macht: Die Menschen finden hier einen Platz, an dem sie bleiben können ohne Ausgrenzung zu erfahren.“
Das Leben in einem Haus in Gemeinschaft mit anderen erfordert gegenseitigen Respekt und Rücksichtnahme: Regeln müssen eingehalten, bestimmte Pflichten erfüllt werden. Das „Haus Freinademetz“ ist ein idealer Übungsplatz dafür. „Unsere Anlagen stehen überdies auch den Bewohnern des Stadtviertels zur Verfügung, wie etwa der Fußballplatz und der Kinderspielplatz; Musikgruppen proben hier und es finden auch immer wieder Wohnungseigentümerversammlungen und Geburtstagsfeiern statt, ebenso Schulungen verschiedenster Art“, berichtet Contegiacomo. „Und so seltsam es klingen mag, hatten selbst die Pandemiejahre etwas Gutes: Die Bewohner haben sich gegenseitig und auch das nachbarschaftliche Umfeld unterstützt, indem sie z.B. Hausaufgaben für die Kinder des Viertels ausgedruckt haben, die selbst dazu keine Möglichkeit hatten, oder Lebensmittel eingekauft bzw. andere Besorgungen für ältere Menschen übernommen haben“, erzählt Contegiacomo.
Insgesamt haben in diesen zehn Jahren 458 Personen im „Haus Freinademetz“ eine Bleibe gefunden bei 138.120 Übernachtungen, darunter 49 Familien und 51 Minderjährige. Als besonders positiv wird gesehen, dass 392 von insgesamt 406 Personen im erwerbsfähigen Alter einen Arbeitsplatz hatten als sie aus dem „Haus Freinademetz“ ausgezogen sind. Unterstützt wird die Arbeit der Caritas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Haus Freinademetz von rund 70 Freiwilligen, die fast 5.000 Stunden für Sprachkurse, Vorbereitungskurse für die Führerscheinprüfung, Nachmittagsbetreuung, Ausflüge und Freizeitaktivitäten aufgebracht haben.
„Unser Ziel ist es, unsere Gäste in ihrer Selbständigkeit zu bestärken und sie dazu zu befähigen, aber auch die Integration und das Zusammenleben zu fördern, indem wir die Nachbarschaft und die Gemeinschaft in dieses wichtige Projekt miteinbeziehen“, meinte Caritas-Direktorin Mairhofer abschließend.