Ein Kommentar

Corona besiegen, Spalt kitten

Donnerstag, 09. Dezember 2021 | 07:21 Uhr

Bozen – Eigentlich müsste der Blick auf die verheerende Coronalage in Deutschland und Österreich auch den letzten Zweiflern und Zögernden die Augen auf die Tatsache öffnen, dass die Entscheidung, die Impfung ins Zentrum des Kampfes gegen das Coronavirus zu rücken, die Richtige war.

Aber trotz der schieren Zahlen und der Ansicht anerkannter Experten, die auf den eklatanten Zusammenhang zwischen hoher Impfquote und geringem Infektionsgeschehen hinweisen, und trotz der immer strengeren Einschränkungen, die die Ungeimpften treffen, wehrt sich eine bedeutende Minderheit immer noch vehement gegen die Impfung.

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Je empfindlicher die Folgen der zu geringen Impfquote und des steigenden Infektionsgeschehens Südtirol treffen, desto heftiger geraten im Land Geimpfte und Impfgegner aneinander. Der Riss geht quer durch Dorfgemeinschaften, durch Vereine und manchmal sogar quer durch Familien. Auch hierzulande beschäftigen sich Eltern mit „Impfstatus-Anstandsregeln“ wie etwa mit der Frage, wie man es mit den Spielkameraden der eigenen Kinder, deren Eltern Impfgegner sind, halten soll. Oftmals gehen beide Gruppen bereits heute getrennte Wege.

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Gerade im Lichte der nicht unbegründeten Möglichkeit, dass uns das Coronavirus in dieser oder jener Variante noch jahrelang begleiten könnte, fragen sich viele Südtiroler, ob diese Risse im Land überhaupt noch gekittet werden können. Die kürzlich eingeführte 2G-Regel gemeinsam mit der Ausdehnung der Impfpflicht auf weitere Berufsgruppen ist vermutlich die letzte „Waffe“, die Italien vor der Einführung der allgemeinen Impfpflicht zückt. Südtirols Gesundheitswesen und Freiwilligenwelt bereiten sich derzeit auf das kommende große Impfwochenende vor. Gelingt es nicht, genug Skeptiker und Zögernde für die Impfung zu gewinnen, bleibt nur mehr die 2G-Regel für alle.

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Diese harte Maßnahme wird den Riss aber weiter vertiefen. Ziel soll es aber sein, die Gegner zu überzeugen, nicht sie zu zwingen. Erinnern wir uns an den Handschlag zwischen Silvius Magnago und Peter Brugger nach der hart umstrittenen Annahme des Südtirolpakets. Die historische Entscheidung für die Autonomie erwies sich als die richtige. Die Verlierer besaßen die Ehrlichkeit, ihre Niederlage anzuerkennen, und die Gewinner die Größe, ihnen die Hand zu reichen und sie auf den kommenden Weg mitzunehmen. Wollen wir die Coronakrise beenden und zugleich den Riss, der durchs Land geht, wieder kitten, sollten wir uns an beiden verdienten Südtirolern ein Beispiel nehmen.

Von: ka

Bezirk: Bozen