Von: luk
Am 5. Oktober findet der Europäische Depressionstag statt. In Österreich sind beispielsweise laut aktuellen Schätzungen rund 700.000 Menschen von einer Depression betroffen. Ziel des Aktionstages ist es, auf die Volkskrankheit aufmerksam zu machen, Betroffene zu entstigmatisieren und Wege zur Prävention und Behandlung aufzuzeigen.
Der Innsbrucker Psychologe und Depressionsforscher Alexander Karabatsiakis betont, dass Depressionen nicht auf einen einzelnen Auslöser zurückzuführen seien. Vielmehr entstünden sie durch ein komplexes Zusammenspiel psychologischer, biologischer und sozialer Risikofaktoren. Dazu zählen unter anderem Stress, genetische und immunologische Einflüsse, aber auch Isolation und Einsamkeit.
Die moderne Lebensweise mit ständiger Erreichbarkeit, Zeitdruck und fehlender Erholung könne zudem zu einem Ungleichgewicht im körpereigenen Tag-Nacht-Rhythmus führen. “Über die Zeit entwickelt sich dadurch ein Zustand körperlicher und geistiger Erschöpfung, der eine Abwärtsspirale einleiten kann, die häufig in einer Depression endet”, so Karabatsiakis.
Wichtig sei es, erste Anzeichen ernst zu nehmen und frühzeitig Hilfe zu suchen. Hausärztinnen und Hausärzte seien meist die erste Anlaufstelle. Häufig würden körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen oder Magen-Darm-Probleme behandelt, ohne die psychische Ursache zu berücksichtigen. “Wenn nichts mehr Freude bereitet, wenn die Nächte ohne Schlaf bleiben, man sich zu nichts aufraffen kann, bleibt nur eins: nicht lange warten, sondern Hilfe suchen”, rät der Experte. Dies gelte vor allem für Männer, denn sie seien häufig schweigsamer und leiden dadurch länger und im Stillen.
Neben der medizinischen Versorgung spiele auch die gesellschaftliche Wahrnehmung eine wichtige Rolle. Erfahrungsberichte von Betroffenen seien wertvoll, weil sie ein authentisches Bild der Erkrankung vermittelten und Vorurteile abbauten. Noch immer würden Depressionen vielfach verharmlost oder als persönliche Schwäche missverstanden.
Mit Veranstaltungen und Medienaktivitäten will die European Depression Association (EDA), in der Karabatsiakis Österreich vertritt, das Bewusstsein für Depressionen stärken. Ziel sei es, Aufklärung zu fördern, Vorurteile abzubauen und Menschen zu ermutigen, frühzeitig Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
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