Leben trotz Quarantäne – ein Kommentar

Die geschützte Zone

Donnerstag, 12. März 2020 | 09:31 Uhr

Bozen – Am Montag sind die Südtiroler in einem Land aufgewacht, das in eine „geschützte Zone“ verwandelt worden ist. Die harten Maßnahmen, die in der Hoffnung der römischen Regierung die Ausbreitung des Coronavirus vermeiden und der Epidemie die Spitze nehmen sollen, greifen tief in das Leben der Südtiroler ein. Spätestens, wenn man nachmittags im Supermarkt vor halb leeren Regalen steht oder von Ordnungskräften, die die Vorweisung der Eigenerklärung verlangen, aufgehalten wird, weiß man, dass nichts mehr so ist, wie es war.

Am Arbeitsplatz und in der Familie beherrscht das Coronavirus sämtliche Gespräche. Mitunter schauen sich Arbeitskollegen, die bis zum letzten Wochenende fröhlich zusammengearbeitet und manchmal sogar die Freizeit miteinander verbracht haben, heute misstrauisch an. Jedes kleine Räuspern oder – noch schlimmer – ein Niesen erntet besorgte Blicke und fragende Augen. Könnte mein Kollege oder meine Kollegin positiv und ein asymptomatischer Virusträger sein?

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Konfliktpotenzial birgt auch das erzwungene, dauerhafte Zusammensein, das den Alltag vieler Familien, deren Freizeit sonst von Ausgehabenden, Restaurantbesuchen und vielen Sportaktivitäten geprägt ist, auf eine harte Probe stellt. Besonders groß ist aber die Sorge jener, die durch die Coronavirus-Epidemie ihre Arbeit verloren haben oder ihren Betrieb schließen müssen.

Dazwischen berichten Freunde, Verwandte und Kollegen von ihren Schwierigkeiten, die der Stillstand des gesamten öffentlichen Lebens heraufbeschwört. Einmal ist es die Schließung aller Schulen, die Eltern junger Sprösslinge, die keine fitten Opas und Omas mehr haben, vor schwierigen Herausforderungen stellt. Das andere Mal ist es der holprige Start des „digitalen Schulunterichts“, der nicht wenige Jugendliche und deren in der analogen Welt stehen gebliebenen Eltern Kopfzerbrechen bereitet.

Aber gerade die Jungen sorgen für einen Lichtstreif am Horizont. Es ist schön, zuzuschauen, wie Jugendliche und ihre Lehrer selbst unter Quarantäne gemeinsam versuchen, so etwas wie einen regulären Unterricht aufzuziehen. Nein, der Coronavirus darf uns nicht ganz unser gewohntes Leben wegnehmen! Auch wenn die Südtiroler nur mehr zu Hause und bei der Arbeit bleiben dürfen, bleibt das Landl trotzdem nicht stehen.

Von: ka

Bezirk: Bozen