Klebrige Provokationen bringen keinen Erfolg – ein Kommentar

DNA: Viel „Klumperer“ und sonst nichts

Donnerstag, 22. August 2019 | 07:17 Uhr

Bozen – Als ob sie nach der gewaltigen Watschn für die „Patrioten“ bei den Landtagswahlen in Schockstarre verfallen wären, war von den Schützen monatelang nichts zu hören. Selbst die Wachablöse zwischen dem alten und neuen Landeskommandanten ging fast lautlos über die Bühne. Aber mit der „DNA seit 97J (deutsch nicht amtlich seit 97 Jahren)-Aktion“ meldeten sich die Schützen mit einem gewaltigen Böller rechtzeitig zu „Ferragosto“ – Pardon, Hochunserfrauentag – zurück.

Das Echo war gewaltig. Die Klebeaktion rüttelte das halbe Land wach und schaffte es sogar in die landesweiten italienischen Medien. Wie üblich war dies auch eine Gelegenheit für die rechten italienischen Parteien, Zeter und Mordio zu schreien und harte Konsequenzen zu fordern. Aber passieren wird außer vielleicht ein paar Strafzetteln nichts.

Schützenbund

Leider nichts wird auch in Ortstafelfrage weitergehen. Zu Recht weisen die Schützen darauf hin, dass die deutschen Ortsnamen seit fast 100 Jahren noch immer nicht amtlich sind, aber es darf auch bezweifelt werden, ob eine solche „Vorschlaghammeraktion“ wie das Überkleben der deutschen Ortsnamen näher zum Ziel führt. Alles, was Südtirol heute ausmacht – gemeint ist die Autonomie – ermöglichten stille und lange Verhandlungen. Das Erreichen der Amtlichkeit der deutschen und ladinischen Ortsnamen wird da kaum eine Ausnahme sein. Und das Ergebnis – und das wird den Schützen kaum schmecken – wird ein Kompromiss sein. Werden sich Staat und Land einmal einigen und der Landtag ein Ortsnamensgesetz verabschieden, das auch einer Prüfung des Verfassungsgerichtshofs standhält, wird das auch heißen, dass die Zwei- und Dreinamigkeit der Südtiroler Orts- und Flurnamen endgültigen Charakter erhält.

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Die Politik und nicht zuletzt auch die Schützen werden sich entscheiden müssen, was ihnen wichtiger ist: die Amtlichkeit der deutschen und ladinischen Orts- und Flurnamen oder das Beharren auf die Tilgung sämtlicher, auf der Basis von Ettore Tolomeis „Prontuario“ eingeführten, italienischen Übersetzungen.

Wer alles haben will, bekommt am Ende nichts. Die Schützen, deren Spitze gerne das Rampenlicht sucht, können es sich leisten, die Öffentlichkeit aufzurütteln, ohne jemals etwas erreichen zu müssen, aber eine seriöse Politik muss im Stillen Mittel und Wege – und damit auch einen Kompromiss – finden, um die gerade im digitalen Zeitalter wichtige Amtlichkeit der deutschen und ladinischen Orts- und Flurnamen durchzusetzen.

Provokante Aktionen der Schützen kommen und gehen wie manch ein Sommergewitter im August – viel „Klumperer“, ein wenig Regen und sonst nichts. Wie die Erfolge Südtirols der letzten Jahrzehnte lehren, wird Dauerhaftes in erster Linie am Verhandlungstisch geschaffen.

Von: ka

Bezirk: Bozen