Von: ka
Venedig/Bozen – Venetien gilt international als Beispiel einer erfolgreichen Eindämmung der Coronaepidemie. Früh durchgesetzte „Rote Zonen“ und eine große Anzahl von Tests haben geholfen, Infektionsketten zu unterbrechen, und wesentlich dazu beigetragen, ein Corona-Desaster wie in der Lombardei zu verhindern.
Bald hofften die fleißigen Venezianer, ihre Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen können. Aber mitten in ihren Bemühungen auf dem Weg zur Normalität und gerade dann, als unsere Nachbarn glaubten, das Schlimmste hinter sich zu haben, platzte die Nachricht von einem positiv getesteten Mann, der lieber zur Arbeit, zur Geburtstagsfeier und zur Beerdigung gegangen war, als sich in die Quarantäne zu begeben.
Der Mann, gegen den inzwischen ermittelt wird, sah seinen Fehler ein. Vorher hatte er aber bereits mehrere, nichts ahnende Personen angesteckt und Dutzende weitere dazu gezwungen, sich in Quarantäne zu begeben. Der entstandene finanzielle und „epidemiologische“ Schaden steht derweil noch nicht fest. Er dürfte aber – alle Test- und Personalkosten mit eingerechnet – mehrere 100.000 Euro betragen, wobei der gewiss nicht kleine Imageschaden für Venetiens Wirtschaft noch nicht einmal berücksichtigt wird.
Das Beispiel aus unserer Nachbarregion zeigt, dass eine verantwortungslose Person genügt, um einen Corona-Hotspot zu erzeugen und sowohl die Eindämmungsmaßnahmen der Gesundheitsbehörden als auch das verantwortungsvolle Handeln vieler einfacher Bürger zunichtezumachen.
Dem Schreiber dieser Zeilen überkam bereits damals – vor drei Wochen – das Gefühl, dass ein ähnlicher Fall wie in Venetien auch bei uns passieren könnte. Ohne Ermittlungen und gerichtlichen Urteilen vorgreifen zu wollen, scheint auch bei uns ein großer Schaden für die Allgemeinheit auf das verantwortungslose Handeln eines Einzelnen zurückzugehen.
Das strenge Gebot, alle Corona-Schutzmaßnahmen einzuhalten, hat weiterhin seine Gültigkeit. Vollkommen zu Recht raten die SVP-Landtagsmandatare dazu, große Vorsicht walten zu lassen: „Wie wir in anderen Ländern sehen können, führt ein zu lascher Umgang mit den Schutzmaßnahmen zu einem raschen Wiederanstieg der Infektionen und damit zur Gefahr einer zweiten Welle.“
Wir können uns weder eine Gesundheitsgefährdung der Allgemeinheit noch eine durch Negativschlagzeilen eingebremste Wirtschaft leisten – und einen Lockdown noch viel weniger. Wir alle müssen verantwortungsbewusst handeln, denn einer genügt, um Dutzende ins Unglück zu stürzen.