Leichnam stark verwest

Fall Neumair: Autopsie bietet Ermittlern nur wenig Hilfe

Freitag, 30. April 2021 | 09:30 Uhr

Bozen – Die genaue Todesursache von Peter Neumair mit wissenschaftlich gesicherten Daten festzustellen, scheint kein leichtes Unterfangen. Der 63-Jährige ist bekanntlich gemeinsam mit seiner Ehefrau Laura Perselli von seinem Sohn Benno getötet worden. Wie der 30-Jährige im Rahmen eines Geständnisses erklärt hat, warf er beide Leichen in die Etsch. Dort wurden sie auch gefunden – der Körper von Laura Perselli bereits Anfang Februar, der Leichnam von Peter Neumair erst kürzlich.

Die Autopsie führte der Pathologe Dario Raniero von der Universität von Verona durch. Weil der Leichnam stark verwest ist, gelang es bislang noch nicht, den Tathergang genau zu rekonstruieren. Die Experten versuchen, weitere Erkenntnisse aus einer Reihe von Tests zu gewinnen, mit denen am heutigen Freitag begonnen wird, berichtet die Tageszeitung Alto Adige.

An der Autopsie hat auch der Bozner Primar Eduard Egarter teilgenommen, der als Berater der Verteidigung tätig ist. Der stellvertretende Staatsanwalt Igor Secco hat veranlasst, dass Gewebe vom Hals mit Formalin behandelt wird, um eventuelle Mikrospuren zu sichern, die auf eine Erdrosselung zurückzuführen sind. Die flüssige Substanz wird zur Fixierung von organischen Gewebeproben und zur Verzögerung des Verfallsprozesses verwendet. Bis das Formalin wirkt, dauert es allerdings noch.

Sämtliche Verletzungen, die festgestellt wurden, sind dem Leichnam erst nach dem Tod zugefügt worden. Dies ergibt sich daraus, dass der Körper von der Strömung im Fluss mit gezerrt wurde und im Verlauf von fast vier Monaten im Wasser sicher gegen Steinblöcke und andere Hindernisse geprallt ist. Keine Verletzung ist demnach unmittelbar auf den gewaltsamen Tod zurückzuführen.

Auch die Identität des Leichnams konnte noch nicht eindeutig geklärt werden. Wie berichtet, erfolgte die vorläufige Identifizierung anhand einer Armbanduhr, die von der Tochter Madé Neumair erkannt wurde. Um definitive Gewissheit zu erlangen, wird im kriminaltechnischen Labor der Carabinieri-Einheit RIS in Parma eine DNA-Analyse durchgeführt. Ein Abgleich des Zahnabdrucks wurde bereits vorgenommen.

In der Zwischenzeit nähern sich die Analysen von Professor Emiliano Giardina von der römischen Universität Tor Vergata einem Abschluss, der sämtliche DNA-Spuren auf über 100 Beweisstücken am Tatort untersucht. Im Appartement in der Runkelsteinstraße wurden keine Blutspuren gefunden. Benno Neumair hatte sich bekanntlich Wasserstoffperoxid besorgt und vermutlich Zeit genug gehabt, die Wohnung zu reinigen. Organische Spuren wurden allerdings im Wagen des Ehepaares sichergestellt, womit der 30-Jährige die Leichen seiner Eltern transportiert hatte.

Am Flussufer der Etsch bei Trient – an jener Stelle, an der Peter Neumair gefunden wurde – haben die Familienangehörigen von Peter Neumair und Laura Perselli zwei weiße Kerzen und zwei Tulpensträuße hinterlegt.

Von: mk

Bezirk: Bozen