Von: luk
Bozen/Vittorio Veneto – Im Fall des Bozner Finanzberaters, der verdächtigt wird, seine Kunden um über 20 Millionen Euro geschädigt zu haben, gibt es neue Entwicklungen. Das Aufsichtsorgan des nationalen Registers der Finanzberater hat den Mann vorläufig suspendiert.
Die Ermittlungen liegen bekanntermaßen bei der Staatsanwaltschaft Bozen. Nach bisherigen Erkenntnissen soll der 64-Jährige über Jahre hinweg das Vermögen von etwa einem Dutzend wohlhabender Kunden verwaltet und dabei gefälschte Unterlagen vorgelegt haben. Die versprochenen Renditen erwiesen sich als Luftschloss. Große Teile der investierten Gelder sollen auf andere Konten verschoben oder ins Ausland transferiert worden sein.
Der mutmaßliche Schaden beläuft sich nach ersten Schätzungen auf mindestens 20 Millionen Euro. Betroffen sind vor allem Unternehmer aus Südtirol, die dem langjährigen Bankangestellten vertraut hatten. Aufgedeckt wurde der Fall vor einigen Monaten, als ein Nachfolger des im Dezember pensionierten Beraters in der Bank die tatsächlichen Kontostände aufdeckte. Statt Millionen fanden sich vielfach nur noch einige tausend Euro.
Die Finanzpolizei hat inzwischen im Veneto Durchsuchungen durchgeführt, unter anderem in Vittorio Veneto (Provinz Treviso), wo der Beschuldigte seinen Wohnsitz angegeben haben soll. Ob er sich derzeit in Italien aufhält oder untergetaucht ist, bleibt laut der Zeitung Alto Adige unklar.
Die Opfer sprechen von einem „Gefühl zwischen Wut und tiefer Enttäuschung“. Auch ihre Anwälte zeigen sich betroffen: Es handle sich um eine komplexe Sachlage, die sich nur mit gründlichen Ermittlungen aufklären lasse, so Rechtsanwalt Gerhard Brandstätter. Es sei schwer vorstellbar, dass eine solche Vorgehensweise über Jahre hinweg unbemerkt geblieben ist und ausschließlich von einer einzelnen Person organisiert wurde.
Kontrollmechanismen über Jahre versagt
Seit Februar versucht der Rechtsanwalt Federico Fava im Auftrag eines geschädigten Unternehmers, mit der Rechtsabteilung der betroffenen Bank eine Lösung für den immensen Vermögensverlust zu finden. Doch alle Gespräche scheiterten, weshalb nun Zivilklagen gegen das Kreditinstitut geprüft werden. Laut Fava seien über einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren interne Kontrollmechanismen ausgefallen, was das Ausmaß des mutmaßlichen Betrugs erst möglich gemacht habe.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bozen laufen derzeit parallel zu internen Untersuchungen der Bank, die Transaktionen des Finanzberaters bis ins Jahr 2010 zurückverfolgt. Erste Auffälligkeiten sollen bereits damals erkennbar gewesen sein. Während manche Kunden über Jahre hinweg täuschend echt aussehende Erfolgsberichte erhielten, stellt sich nun die Frage, warum die bankinternen Kontrollsysteme keine Warnsignale meldeten. Die Anwälte halten es für unwahrscheinlich, dass der langjährige Mitarbeiter völlig allein gehandelt hat.
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