Von: Ivd
Welsberg – Im Rahmen eines gut besuchten Informationsabends des Netzwerks Demenzfreundliches Hochpustertal unter Federführung verschiedenster Sozialpartner, mit der engagierten Frontfrau Helene Burgmann an der Spitze, wurde vor Kurzem in Welsberg das neue Vorsorge- und Maßnahmenpaket für Demenzkranke und vor allem deren Angehörigen vorgestellt, das gemeinsam vom Verein Alzheimer Südtirol ASAA und der Südtiroler Volksbank mitgetragen wird.
Um angemessen mit einem Demenzerkrankten zu kommunizieren, muss sich sein Gegenüber bewusstwerden, dass er nicht weiterhin auf die gewohnte Art vorgehen kann. Stattdessen sollte er sich auf die veränderte Wahrnehmung des dementiell erkrankten Menschen einlassen und versuchen, in seine Welt eintauchen, um auf einer Ebene zu kommunizieren.
Die Wahrnehmung von Demenzerkrankten kann sich beispielsweise folgendermaßen verändern: Wortfindungsschwierigkeiten, gestörtes Kurzzeit- und/oder Langzeitgedächtnis beziehungsweise Persönlichkeitsveränderung. Und hier gilt es anzusetzen. ASAA Präsident Ulrich Seitz betont, dass es gerade auch im Einzugsgebiet Pustertal einen deutlichen Anstieg von diagnostizierten Alzheimerfällen in den letzten Jahren zu verzeichnen gibt (um rund 30 Prozent im Vergleich vor Ausbruch der Corona Pandemie). Daraus folgt, dass immer mehr Familien, aufgrund der nicht ausreichenden Plätze für kognitive Störungsbilder in den Seniorenwohnheimen, daheim über mehrere Jahre im Pflegeprozess eingebunden sind.
Die Belastung ist teilweise enorm, nicht nur die finanzielle durch die langen Wartezeiten bei der Pflegeeinstufung, sondern vor allem ebenso jene, die sich auf die Betreuung bezieht. Das bringt sehr viele Betroffene an den Rand ihrer Belastungsgrenze. Nun soll das extra für die Entlastung in der häuslichen Pflege entwickelte Projekt greifen, das kostenlose Beratung für Interessierte gewährleistet.
Es sind vor allem gezielte Hilfestellungen zur Handhabe von juridischen Aspekten wie der Sachwalterschaft, bei Anträgen um Pflegeeinstufung, Rekursen, Betriebsübergabe, vermögensrechtlichen Fragestellungen, Screenings zur Feststellung von vorliegenden Pathologien, und schließlich effiziente, therapeutische Services wie die Ergotherapie, Validation und psychologische Abklärungen geplant. Die involvierten Fachleute Michele Piccolin, Kathrin Malfertheiner und Alexandra Kaiser haben diesbezüglich den Anwesenden die Inhalte ihrer Arbeit vorgestellt.
Über info@asaa.it werden spezifische Auskünfte über die bestehenden Angebote erteilt um gerade landesweit mit einem qualifizierten ehrenamtlichen Expertenpool in angespannten Situationen intervenieren zu können. Ganz konkret ergeben sich, so Psychologe Michele Piccolin nicht selten folgende Situationen: mal wieder den Autoschlüssel verlegt, einen Arzttermin übersehen oder die Geheimzahlen der Bankomatkarte vergessen? Ab einem gewissen Alter fragt man sich da manchmal, ob das noch eine normale Vergesslichkeit ist oder vielleicht schon das erste Anzeichen einer Demenz.
Einen Verdacht auf Demenz können Interessierte beim Verein Alzheimer Südtirol mit dem Mini-Mental-Status-Test prüfen. Es handelt sich hierbei um einen der effizientesten Tests und hilft bei der Früherkennung von Alzheimer und anderen Formen von neurokognitiven Störungen.
Kathrin Malfertheiner, die auch im Projekt “Sollievo-Miteinander” des Vereins Alzheimer Südtirol involviert ist, betont, dass es aufgrund des fortschreitenden Verlaufs der Erkrankung, die Zielsetzung der Ergotherapie im Erhalt der bestehenden Fähigkeiten liegt. Die Zurückgewinnung verlorengegangener oder abnehmender Fertigkeiten sollte trotzdem nicht aus den Augen verloren werden, da hier häufig Ressourcen bestehen, die die Behandlung unterstützen können. Diagnostische Verfahren der Ergotherapie testen die verschiedenen Bereiche körperliche Selbstversorgung, Mobilität, Emotionalität und Kognition. Die ergotherapeutischen Behandlungsansätze umfassen zum Beispiel: Biographiearbeit, zehn Minutenaktivierung, Handwerkliche Tätigkeiten, Hirnleistungstraining, Umfeldanpassung und Hilfsmittelversorgung.




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