Von: ka
Bozen – In der vergangenen Woche verunglückten innerhalb von nur zwei Tagen der bekannte österreichische Extremsportler Felix Baumgartner und der Südtiroler Extremsportler und Mountainbike-Influencer Andreas Tonelli.
Während ihrer schillernden Sportkarriere ließen beide nichts unversucht, um die Grenzen der Physik und der menschlichen Belastbarkeit auszuloten. Wie die Bilder und Videos zeigen, die sie in ihren sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, gepostet haben, nutzten beide jede Gelegenheit, um ihrer Passion nachzugehen.
Ihr Tod löste in Österreich und Südtirol tiefe Trauer aus. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sich unter den zahlreichen Trauer- und Beileidsbekundungen auch kritische Botschaften mischten. Kritische Stimmen meinen, die ständige Bereitschaft, die Grenzen des gerade noch Erlebbaren und Schaffbaren weiter in Richtung des Unmöglichen zu verschieben, und die fast schon suchtartige Lust, sich mit einer neuen risikoreichen Extremsportaktion einen weiteren Kick zu geben, hätten früher oder später kaum anders als mit einem schweren Unfall oder einem tödlichen Unglück enden können.
Der Verfasser dieser Zeilen kennt das schöne Gefühl, das extreme Sport- und Freizeiterlebnisse vermitteln, nur zu gut. Als begeisterter Rennradfahrer verspürte ich ein berauschendes Hochgefühl, wenn ich mit über 100 Kilometern pro Stunde eine Passstraße hinunterraste, im Hochgebirge von Felsen zu Felsen hüpfte oder ungesichert über eine breite Gletscherspalte sprang. Doch wenn ich heute daran zurückdenke, greife ich mir an den Kopf: Ein kleiner Ölfleck, etwas Sand oder ein schlechtes Timing beim Absprung hätten genügt, um meine Familie und meine Freunde in tiefe Trauer zu stürzen.
Eigentlich verbieten es Anstand und Trauer, zu sagen, dass Felix Baumgartner und Andreas Tonelli früher oder später die Reißleine hätten ziehen sollen. Aber irgendwann zu sagen, dass jetzt Schluss ist, hätte sie wahrscheinlich nicht glücklich gemacht. Ein kleiner Trost ist, dass sie ihr Leben – vielleicht auch bis zum Exzess – so gelebt haben, wie sie es sich immer gewünscht haben.
Wir sollten sie in Erinnerung behalten, wie sie mit ihren Videos Tausende und Millionen begeisterten. Aber uns sollte auch bewusst sein, dass Extremsport Grenzen überschreiten kann, die das Risiko ins nicht mehr Tragbare steigern.
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