Von: mk
Bozen – Bislang gingen die Ermittler immer davon aus, dass Peter Neumair und Laura Perselli in jener Wohnung getötet worden sind, die sie für ihren Sohn Benno anmieten wollten. Doch die Analyse der Blutspuren spricht offenbar eine andere Sprache, berichtet die Tageszeitung Alto Adige. Demnach scheint der Tatort die Wohnung in der Runkelsteinstraße zu sein.
Im Appartement soll vor allem Blut von Peter Neumair sichergestellt worden sein. Dies wurde auch bei der Fernsehsendung „Quarto grado“ auf Rete4 thematisiert. Bereits seit Wochen beschäftigt sich die Sendung mit dem mysteriösen Fall aus Bozen.
Der Schraubenschlüssel, den die Taucher-Spezialeinheit der Carabinieri hingegen aus der Etsch ein bei einem Brückenpfeiler in der Frizzi-Au geborgen hat, scheint unterdessen als Tatwaffe eher nicht in Frage zu kommen. Stattdessen rechnen die Ermittler damit, dass das Ehepaar mit einem Kletterseil erdrosselt wurde – zuerst Peter Neumair und dann Laura Perselli.
Die Spuren auf dem Leichnam der Frau, der Anfang Februar aus der Etsch geborgen wurde, scheinen in diese Richtung zu deuten. Der Angriff muss für die beiden überraschend erfolgt sein, da kein Nachbar irgendein verdächtiges Geräusch gehört hat.
Unklar bleibt ebenfalls, wie die Leichen aus der Wohnung geschafft wurden. Auch in diesem Zusammenhang hat niemand etwas Verdächtiges bemerkt. Allerdings gibt es die Zeugenaussage eines Nachbarn, der den 30-jährigen Sohn des Ehepaares am 4. Jänner gegen 20.30 Uhr im Innenhof gesehen hat- also genau an jenem Abend, an dem Laura Perselli und Peter Neumair verschwunden sind.
Benno Neumair gilt bekanntermaßen als Hauptverdächtiger in dem Fall und befindet sich derzeit im Bozner Gefängnis in Untersuchungshaft. Er wird der Tötung seiner Eltern und des Verbergens der Leichen beschuldigt.
Der 30-Jährige soll ziemlich außer Atem gewesen sein. Der Nachbar dachte sich zunächst nichts dabei und vermutete, dass er von einem Fitnesstraining zurückgekommen war. Die Ermittler scheinen hingegen nicht auszuschließen, dass Benno Neumair kurz zuvor die Leichen seiner Eltern in den Volvo getragen hat und deshalb erschöpft gewesen sein könnte. Damit wäre er zwar ein großes Risiko eingegangen. Allerdings hätte er auch keine andere Wahl gehabt.
Weil im Wagen Blutspuren zurückgeblieben sein könnten, wird vermutet, dass sich der 30-Jährige deshalb einen großen Kanister mit Wasserstoffperoxid besorgt hat, um den Wagen und speziell den Kofferraum zu reinigen. Vermutet wird außerdem, dass er am 5. Jänner die Wohnung seiner Freundin in Auer bereits um 5.00 Uhr in der Früh verlassen hat, um Blutspuren aus dem Appartement in der Runkelsteinstraße zu beseitigen. Möglicherweise lässt sich so auch erklären, warum Benno Neumair seine Schwester belogen hat.
Ob das Netz der Indizien den 30-Jährigen ausreichend belastet, ist nach wie vor unklar. Die Ermittler wahren zur Untersuchung größtes Stillschweigen. Bislang hat Benno Neumair seine Unschuld beteuert. Demnächst will er sich einem Verhör des Staatsanwaltes stellen.
Die Taucher-Spezialeinheit der Carabinieri aus Genua nimmt unterdessen die Suche nach Peter Neumair in der Etsch blad wieder auf. In den kommenden Tagen werden auch die Gegenstände untersucht, die im Fluss gefunden wurden – unter anderem ein Smartphone, das einem der beiden Opfer gehören könnte.