Von: APA/dpa
Das Hochwasser der Oder in Polen nähert sich Deutschland. Während in den anderen betroffenen Ländern schon größtenteils Aufräumarbeiten liefen, bereitete sich das deutsche Bundesland Brandenburg auf eine ernstere Lage in der kommenden Woche vor. Am Pegel Frankfurt an der Oder wird nach derzeitiger Prognose die zweithöchste Alarmstufe am Montag und Alarmstufe 3 am Dienstag erwartet. Bei Alarmstufe 3 können Grundstücke, Straßen oder Keller überflutet werden.
In Polen rief die Gebietsverwaltung der Woiwodschaft Lebus Hochwasseralarm für die an der Oder gelegenen Regionen aus. Es wird erwartet, dass der Hochwasserscheitel am Sonntag die Kreisstadt Nowa Sol rund 80 Kilometer östlich der Grenze erreicht. Auch in Westpommern laufen die Vorkehrungen. In der Hafenstadt Stettin (Szczecin) nahm Regierungschef Donald Tusk an einer Sitzung des örtlichen Krisenstabs teil. Derzeit deute nichts auf ein “schwarzes Szenario” hin, sagte Tusk. Man müsse aber gut vorbereitet sein.
Tusk ernannte den früheren polnischen Innenminister und jetzigen EU-Abgeordneten Marcin Kierwinski zum Sonderbeauftragten für den Wiederaufbau der Überschwemmungsgebiete im Südwesten des Landes. Im vom Hochwasser stark betroffenen niederschlesischen Breslau sei der Pegelstand zuletzt leicht gefallen, sagte der Leiter des Meteorologischen Instituts.
In Tschechien entspannte sich die Hochwasserlage. Die höchste Alarmstufe, bei der Gefahren für Leib und Leben oder größere Sachschäden drohen, galt nur noch an wenigen Stellen in Südböhmen. In den von Überflutungen am stärksten betroffenen Gegenden im Nordosten des Landes waren noch rund 19.000 Haushalte ohne Strom. Soziologen des Instituts Syri warnten, dass die Naturkatastrophe das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich in Tschechien weiter verstärke. Die Unwetter hätten ausgerechnet die ärmsten Regionen am stärksten getroffen.
Die Slowakei verzeichnet indes ihren ersten Hochwassertoten. Nachdem der Hochwasserpegel in Bratislava zurückgegangen war, wurde am Donnerstag in einem Altarm der Donau die Leiche eines ertrunkenen Mannes gefunden. Das bestätigte eine Polizeisprecherin der Nachrichtenagentur TASR. Der Fernsehsender TV Joj berichtete, bei dem Toten handle es sich um einen 53 Jahre alten Bewohner einer Ufersiedlung mit Hausbooten.
Die italienische Regierung wird der Region Emilia Romagna nach den verheerenden Überschwemmungen in dieser Woche 20 Millionen Euro zur Bewältigung der Situation zur Verfügung stellen. Das teilte das Büro von Premierministerin Giorgia Meloni mit. Weitere Mittel würden je nach Bedarf freigegeben. In mehreren Städten wie Ravenna, Forlì oder Castel Bolognese stand Wasser in den Straßen, weil Flüsse über die Ufer getreten waren. Mehrere Hundert Menschen waren am Donnerstag aus ihren Häusern evakuiert und in Aufnahmezentren gebracht worden. Zwei Menschen wurden auch am Freitag noch vermisst. Die Region Emilia Romagna war bereits im Mai 2023 von schweren Unwettern heimgesucht worden, die 17 Todesopfer und Schäden in Milliardenhöhe verursacht hatten.