Fast 20 Prozent der Über-80-Jährigen immer noch ohne Schutz

Impfkampagne: Zäher Wettlauf gegen das Virus

Donnerstag, 03. Juni 2021 | 11:33 Uhr

Bozen – Nach einem hervorragenden Start der Impfkampagne hat sich das Interesse nach einer Vormerkung bei den Über-18-Jährigen zuletzt wieder etwas abgekühlt, berichtet Alto Adige online. Dass das Misstrauen gegen den AstraZeneca-Impfstoff allein die Schuld daran trägt, gilt eher als unwahrscheinlich. Geimpft wird nämlich auch mit den Vakzinen von Biontech-Pfizer, Moderna und Johnson & Johnson.

Noch ernster ist die Situation bei den Über-60-Jährigen. In dieser Gruppe haben derzeit rund 35.000 Personen weder eine Impfung erhalten noch sich für eine vorgemerkt. Das Verhältnis spiegelt sich auch auf nationaler Ebene wieder und wurde auch vom Sonderkommissar der Regierung, Francesco Figliuolo, thematisiert – zumal gerade Personen aus dieser Altersgruppe zu potentiellen Risikopatienten zählen.

Schlüsselt man die Altersgruppen weiter auf, kommt man zu folgendem Ergebnis: 81,9 Prozent der Über-80-Jährigen sind geimpft, haben einen Impftermin vorgemerkt oder sie sind nach einer Erkrankung an Covid-19 genesen. In der Altersgruppe zwischen 70 und 79 Jahren macht der Anteil 79,7 Prozent aus, während es bei den 60- bis 69-Jährigen 73 Prozent sind.

Insgesamt wurden in Südtirol 308.627 von 336.095 gelieferten Impfdosen bereits verabreicht. Mit einem Anteil von 91,8 Prozent ist Südtirol damit im staatsweiten Vergleich auf dem viertletzten Platz. Der Sanitätsbetrieb prüft derzeit Mittel und Wege, um ungeimpfte Personen besser zu erreichen und sie von der Sinnhaftigkeit einer Impfung zu überzeugen. Die Überlegung, Betroffene direkt anzuschreiben, scheint allerdings derzeit vom Tisch zu sein.

Impfgegner und -skeptiker sind im Land unterschiedlich verteilt. Dass sich Meran bei den Über-18-Jährigen nur 1.208 Personen vorgemerkt haben, während es in Bruneck und in Brixen 1.875 bzw. 1.826 Vormerkungen gibt, stimmt die Verantwortlichen im Sanitätsbetrieb nachdenklich. Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung scheint die Zahl in Meran im Vergleich zu gering auszufallen.

Der Sanitätsbetrieb will nun die Bürgermeister anschreiben, damit diese Überzeugungsarbeit bei Unentschlossenen in den jeweiligen Gemeinden leisten und der Impfkampagne neuen Schwung verleihen. Dies wurde von Generaldirektor Florian Zerzer bestätigt.

Hausärzte sind hingegen noch nicjt eingebunden. Unter den Hausärzten wurden bislang insgesamt  lediglich 2.500 Impfdosen verteilt. Unterdessen betonen die Hausärztevereinigungen ihre Bereitschaft zur Mitarbeit.

Auch die Apotheken sind bereit. Zerzer glaubt, dass die räumliche Nähe und das Vertrauen in den Apotheker ebenfalls eine Motivation darstellen kann. Sämtliche Vereinbarungen sind schon unterzeichnet. Nun geht es nur noch um die Frage, wie die Vormerkungen und die Impfungen organisatorisch abgewickelt werden sowie darum, wie die Impfstoffe gelagert werden.

Kinderärzte sollen italienweit demnächst von der italienischen Arzneimittelagentur AIFA grünes Licht für die Impfung der Über-Zwölfjährigen erhalten. In Südtirol haben sich die Interessensvertretungen der Kinderärzte für eine Impfung ausgesprochen – auch um einem normalen Schulstart im Herbst den Weg zu ebnen. Gerechnet wird, dass sich rund die Hälfte der Kinderärzte in Südtirol beteiligen. Allerdings fehlt es noch an organisatorischen Vorbereitungen.

Von: mk

Bezirk: Bozen