Von: luk
Bozen – Im Jahr 2021 wurden in der digitalen Datenbank des Südtiroler Jagdverbandes 931 Straßenunfälle mit Wildtieren vermerkt. Davon ereigneten sich etwa 75 Prozent mit Rehwild und 15 Prozent mit Rotwild. Der Rest verteilt sich auf Fuchs, Dachs, Gamswild und Schwarzwild. Straßenunfälle mit Gamswild und Schwarzwild sind die Ausnahme, zumal Gamswild vor allem im Hochgebirge vorkommt und Wildschweine in Südtirol sehr selten sind.
Im vergangenen Jahr waren 153 Unfälle mehr als 2020 zu verzeichnen. Das verminderte Verkehrsaufkommen infolge der Ausgangsbeschränkungen im ersten Jahr der Pandemie dürfte wohl die Ursache sein.
Drei Wildunfälle pro Tag
Mit durchschnittlich drei Wildunfällen pro Tag hat die Unfallhäufigkeit im Vergleich zum Zeitraum 2017 bis 2019 leicht abgenommen. Auffallend ist der höhere Anteil an Straßenunfällen mit Rotwild im oberen Vinschgau, dieser liegt mit 63 Prozent deutlich über dem landesweiten Vergleich. „Die genauen Zahlen verdanken wir der sorgfältigen Arbeit der Reviere und Jagdaufseher, welche jeden Wildunfall in einer Datenbank erfassen“ erklärt Landesjägermeister Günther Rabensteiner.
Wintermonate und Frühjahr sind kritische Monate
Die meisten Unfälle geschehen in den Monaten November bis Jänner sowie April bis Juni. Viele Wildtiere wechseln in dieser Zeit zwischen ihren Sommer- und Winterquartieren und müssen dabei vermehrt Straßen queren. Auch starke Wetterumschwünge spielen eine Rolle. Nach starken Schneefällen kann es dazu kommen, dass Wildtiere auf der Suche nach Nahrung vermehrt Tallagen aufsuchen, damit geht automatisch ein erhöhtes Gefahrenpotential einher.
Vorsicht in den Dämmerungsstunden
Der Großteil der Unfälle ereignet sich in den Dämmerungs- und Nachtstunden. Dies sind rund ums Jahr die Zeiten erhöhter Aktivität unserer Wildtiere. Am frühen Morgen und Abend ziehen Reh und Hirsch zur Nahrungsaufnahme auf die Felder, und auch dämmerungsaktive Tiere wie Fuchs und Dachs sind zu dieser Tageszeit vermehrt auf den Läufen.
Um die Straßen in Puncto Wildunfall sicherer zu machen, steht der Südtiroler Jagdverband im steten Kontakt mit dem Südtiroler Straßendienst. Jägerschaft und Jagdaufseher haben in Absprache mit dem Straßendienst landesweit mehr als 30.000 Wildwarnreflektoren installiert, um Straßenabschnitte sicherer zu machen.
Was tun, wenn es kracht?
Ist man in einen Wildunfall verwickelt, sollte umgehend die Landesnotrufzentrale (112) verständigt werden. Der Gesetzgeber sieht nämlich die Pflicht zur Meldung jedes Wildunfalles vor. Dies gilt auch dann, wenn ein Wildtier nur angefahren wird. In diesen Fällen flüchtet das verletzte Wild zunächst noch, geht jedoch dann häufig elendig zugrunde. Erfolgt eine rechtzeitige Meldung des Unfalls, können Jagdschutzorgane mit eigens ausbildeten Hunden eine Nachsuche durchführen und gegebenenfalls das Wild von seinem Leiden befreien. Im Sinne des Tierschutzes sollte also jeder Wildunfall so schnell wie möglich gemeldet werden.