Von: mk
Bozen – Migräne, Schlaganfall, Parkinson, Multiple Sklerose: In einer Studie hat ein Forscherteam für die wichtigsten neurologischen Erkrankungen jeweils die Risiken bei einem Aufenthalt in der Höhe bewertet. Dazu haben die Forscherinnen und Forscher Empfehlungen erarbeitet: Sie reichen von absoluten Gegenanzeigen – die einen Aufenthalt in der Höhe verbieten – bis hin zu relativen Kontraindikationen, bei denen es nötig ist, die Situation von Fall zu Fall abzuklären. Die Empfehlungen wurden kürzlich im Journal of Central Nervous System Disease veröffentlicht.
Wer einen Schlaganfall erlitten hat, sollte 90 Tage lang jegliche Exposition in großer Höhe vermeiden. Selbst wenn sich die betroffene Person gut fühlt, ist ihre neurologische Situation noch zu instabil. Das Gleiche gilt für Menschen, die an fortgeschrittenen neuromuskulären Erkrankungen leiden, da der Sauerstoffmangel die ohnehin schon geschwächte Atemmuskulatur zusätzlich belastet. Menschen, die an diabetischer Neuropathie leiden, haben eine verminderte Sensibilität in ihren Füßen, und das Gehen auf unebenem Gelände kann zu Schäden führen.
„Höhenlagen ab 2.000 Metern haben verschiedene Auswirkungen auf das Nervensystem. Die erste Reaktion des Körpers auf den Sauerstoffmangel besteht darin, die Hirndurchblutung zu erhöhen, wobei mehr Blut ins Gehirn gelangt. Dabei können unter bestimmten Bedingungen Probleme auftreten”, erklärt Marika Falla, Neurologin und Forscherin von Eurac Research und der Universität Trient. „Wer ohne die notwendige Akklimatisierung in die Höhe steigt, riskiert, mehr oder weniger schwere Höhenkrankheiten zu entwickeln – von der akuten Höhenkrankheit bis zum Hirnödem. Wer unter einer neurologischen Störung leidet – unabhängig ob die Erkrankung offensichtlich oder latent ist – sollten noch vorsichtiger sein und eine Höhenexposition in manchen Fällen absolut vermeiden.“
Zu den vielen Fällen, in denen keine absolute Gegenanzeige besteht, gehören die verschiedenen Formen der Migräne, mit Ausnahme der Migräne mit atypischer Aura, bei der vor einer Höhenexposition weitere Untersuchungen erforderlich sind, außerdem leichte kognitive Beeinträchtigungen (die bei vielen älteren Menschen auftreten), Epilepsie und weniger schwere neuromuskuläre Erkrankungen. Auch Parkinson-Kranke sollten ihr Krankheitsbild mit einem Höhenmediziner abklären, was nicht bedeutet, dass sie Exkursionen ins Hochgebirge oder eine Reise in die Anden, nach Nepal oder in die afrikanische Hochebene von vornherein ausschließen müssen.
Der wissenschaftliche Artikel ist online verfügbar: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34955663/