Könnte Südtirol wie Salzburg werden? – ein Kommentar

Lenins Rache

Donnerstag, 27. April 2023 | 02:18 Uhr

Bozen/Salzburg – Wahlen in einem österreichischen Bundesland werden hierzulande zumeist nur mit einem Achselzucken wahrgenommen. Dass nach 74 Jahren – die KPÖ war im fernen Jahr 1949 aus dem Landtag geflogen – Österreichs Kommunisten ein zweistelliges Ergebnis schaffen und gleich mit vier Mandaten wieder in den Salzburger Landtag einziehen, ist aber eine handfeste Sensation, die auch hierzulande wahrgenommen wird. Zusammen mit den Freiheitlichen gehören die politischen Erben Lenins zu den großen Gewinnern der Salzburger Wahl.

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Die Tatsache, dass der Salzburger Wahlkampf von den Themen galoppierende Inflation, teures Wohnen und hohe Energiekosten beherrscht wurde, sollte Südtirols Politiker hellhörig werden lassen. Es sind die gleichen „Plagen“, die auch den Südtirolern unter den Fingernägeln brennen. Salzburg ist ein erfolgreiches Land. Nur ließ der Erfolg das Leben im Salzburger Land dermaßen teuer werden, dass es sich die Einheimischen fast nicht mehr leisten können. Die toxische Mischung aus hoher Inflation, anziehenden Wohnkosten und teurer Energie brachte viele Salzburger endgültig in Rage.

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In diesem Sinne ließe sich Salzburg problemlos mit Südtirol austauschen. Auch bei uns sorgen die drei gleichen „ägyptischen Plagen“ dafür, dass das soziale Gefüge langsam aus den Fugen gerät. Hierzulande fehlen aber jene „politisch frischen“ Salzburger Wahlsiegerparteien, die den heimischen Politikbetrieb aufmischen könnten. Während die Volkspartei ihr altbekanntes Programm abspult, scheint die hiesige Opposition mehr oder weniger auf der Stelle zu treten. Wenige erkennen das wahre Ausmaß der Gefahr, die von der Teuerung, den horrenden Wohnkosten und den „feststeckenden“ Gehältern und Renten ausgeht.

34 Jahre nach dem Mauerfall ist der Einzug der KPÖ in den Salzburger Landtag Lenins Rache. Für Südtirol würde sich das zwar niemand wünschen, aber die Südtiroler haben ein Recht darauf, dass ihre berechtigte Sorge, sich Südtirol nicht mehr leisten zu können, wahrgenommen wird. Ansonsten könnten „rote Bären und Wölfe den heimischen Pampern bald den Marsch blasen“ und Lenins Rache auch bei uns Wirklichkeit werden lassen.

Von: ka

Bezirk: Bozen