Von: ka
Innsbruck – Der aus dem Nonstal stammende Trentiner feierte seinen ersten Saisonerfolg, nachdem er über zwei Monate pausiert hat – und das ausgerechnet in jener Stadt wo er wohnt
Die Tour of the Alps ist wieder da. Zwei Jahre nach der Schlussankunft in Bozen und dem Gesamtsieg von Pavel Sivakov meldete sich das euroregionale Etappenrennen am Montag, den 19. April, mit der ersten Etappe von Brixen (Südtirol) nach Innsbruck (Tyrol, Österreich) über 140,6 km wieder zurück.
Aber nicht nur die Tour of the Alps hat sich eindrucksvoll zurückgemeldet und konnte sich bei strahlendem Sonnenschein in Innsbruck feiern lassen: Auch Gianni Moscon (Ineos Grenadieres), eines der größten Talente des italienischen Radsports der letzten Jahre, präsentierte sich jubelnd im Zielgelände. Sein Weg war oft durch Verletzungen und schwierige Episoden geprägt.
Moscon kehrte zwei Monate nach einem Kahnbeinbruch, den er sich bei einem Sturz beim belgischen Straßenradrennen Kuurne–Brüssel–Kuurne zugezogen hatte, wieder zurück auf die Rennstrecke. Dabei nutze er seine Erfahrung und sein „Wissen über die Straßen von Innsbruck“, der Stadt, in der er seit mehr als drei Jahren lebt, optimal aus. Rund vier Kilometer vor dem Ziel attackierte Moscon und riss ein Loch, seine Rivalen konnten die Lücke zwar schließen, aber im Zielsprint behielt Moscon die Oberhand.
Der zweite Platz ging an den überraschenden Idar Andersen (Team Uno-X), der sich im Finale geschlagen geben musste. Aleksandr Riabushenko (UAE Team Emirates) setzte sich vor Fabio Felline (Astana-PremierTech) und Nicholas Schultz (Team BikeExchange) durch und holte den dritten Platz.
„Besser könnte das Comeback nicht verlaufen”, kommentierte Moscon. „Es sind unbeschreibliche Emotionen, nach langer Zeit wieder zu gewinnen, besonders hier in Innsbruck. Ich denke, es hat mir geholfen, die Straßen zu kennen, aber wie immer waren es die Beine, die den Unterschied machten. Ich hätte mir nicht gedacht, gleich im ersten Rennen nach der Verletzung gewinnen zu können, aber dies ist der Beweis dafür, dass es möglich ist, wenn man wirklich daran glaubt. Morgen ist mein 27. Geburtstag, ich habe mir dieses grüne Leader-Trikot geschenkt und einen Erfolg, der viel wert ist: Ich werde die Tour of he Alps mit großer Entschlossenheit fortsetzen. Wichtig ist, dass bei Zielankunft in Riva einer vom Ineos Grenadiers-Team das grüne Trikot trägt“. Der Landeshauptmann von Tirol und Präsident der Euregio Günther Platter war ebenfalls bei der Prämierung anwesend.
Bevor das Rennen in die finale Phase ging, unter anderem gekennzeichnet durch die doppelte Passage beim Axams-Aufstieg – dem Streckenteil der bereits 2018 im WM-Zeitfahren anstand – hatten Alessandro De Marchi (Israel Start-up-Nation), Marton Dima (Eolo Kometa) und Felix Enghelardt (Tirol KTM Cycling Team) die Initiative ergriffen. Bereits nach dem Start in Brixen zogen die drei Athleten davon, teilweise führten sie mit einem Vorsprung von 5.27 Minuten.
De Marchi blieb beim ersten Anstieg bei Axams allein an der Spitze und widersetzte sich mehrere Kilometer lang den Verfolgern des Astana PremierTech, bevor sich das Spitzenfeld 15 km vor Schluss wieder vereinte.
Nach kurzfristigen Ausreißversuchen von Jensen, Bilbao, Umba und Savini war es Moscon, der ein für ein spannendes Finale sorgte und sich das grüne Trentino Melinda Trikot holte. Hinter ihm stand der überraschende Däne Andersen, der das weiße Würth Modyf-Trikot für den besten Youngster erhielt. Alessandro De Marchi darf sich über das Blue Cassa Centrale Group-Trikot des besten Kletterers freuen, während das rote PMG Sport-Trikot für die schnellsten Zwischensprints an den Österreicher Enghelardt ging.
Die Top-Athleten waren fast all vorne mit dabei, mit einer großen Ausnahme: Chris Froome (Israel Start-up Nation), der erreichte das Ziel um 17.15 Uhr und holte den 115. Platz. Für ihn ist der Weg zurück an die Spitze immer noch lang und schwierig.
Die zweite Etappe der Tour oft he Alps steht am Dienstag, den 20. April auf dem Programm. 121,5 km gilt es dabei von Innsbruck nach Feichten im Kaunertal zu bewältigen. Die Strecke führt dabei stets über Tiroler Boden und ist schwieriger als die erste Etappe: Nach 50 km im Wesentlichen flach müssen sich die Athleten dem Piller Sattel-Aufstieg zweimal von zwei verschiedenen Seiten stellen: Die anspruchsvollere, die zweite (Steigungen bis zu 18%) steigt auf steht 21 km vor dem Ende an. Von dort führt ein schneller und technischer Abstieg zum endgültigen Aufstieg in Richtung Feichten im Kaunertal. Danach dürfte die Rangliste anders als jetzt aussehen, auch wenn Moscon nicht bereit ist aufzugeben: „Ich werde versuchen, das grüne Trikot zu verteidigen, das ist sicher.“ Es wäre ein Geburtstag, wie er schöner nicht sein könnte.