Bozen – Benno Neumair ist wegen des Mordes an seinen Eltern zur Höchststrafe verurteilt worden. Doch der Fall ist damit noch nicht vom Tisch: Ende Februar soll die Urteilsbegründung vorliegen und die Verteidigung wird wahrscheinlich in Berufung gehen. Der italienische Journalist Matteo Macuglia, der für die Fernsehsendung „Quarto Grado“ berichtet, hat unterdessen im Buch „Il male dentro“ den Mordfall verarbeitet, der weit über Südtirol hinaus Interesse erregte.
Am 4. Jänner 2021 sind die pensionierten Lehrpersonen Laura Perselli (68) und Peter Neumair (63) plötzlich verschwunden. Beide galten als angesehenes Paar der gehobenen Mittelschicht in Bozen. Ihr erstgeborener Sohn Benno hat ein gewinnendes Lächeln, doch mit seiner kühlen Art, seiner Eitelkeit und der etwas holprigen Arbeitsbiographie strahlt er auch eine düstere Aura aus. Daneben gibt es die vorbildhafte Tochter Madè, die im Ausland Karriere gemacht hat.
All das geschieht in einer Stadt wie Bozen, in der jeder nach außen hin sein Image pflegt und wo Unangenehmes gern unter Verschluss gehalten wird.
Was wie die idealen Zutaten eines Thrillers klingt, ist bittere Realität. Nachdem Benno Neumair versucht hatte, die Ermittler mit falschen Fährten in die Irre zu führen, legte er irgendwann ein Geständnis ab. Er habe seine Eltern in deren Wohnung mit einem Seil erdrosselt – im Streit und damit im Affekt, wie die Verteidigung zunächst behauptete. Das Gericht hat zuletzt allerdings geurteilt, dass der 32-Jährige bei beiden Morden – die kurz nacheinander stattgefunden haben – voll zurechnungsfähig gewesen sei.
Die Suche nach den Leichen der Eltern, die Benno Neumair nach der Tat in die Etsch geworfen hat, dauerte Monate. Im Gerichtssaal wird unterdessen über mehrere Gutachten um die Frage einer möglichen Geisteskrankheit und den Einfluss von Persönlichkeitsstörungen gerungen.
Neben diesen dramatischen Wendungen war laut Macuglia die Anteilnahme an dem Fall auch deshalb so groß, weil es sich bei den Opfern um zwei Personen wie viele andere handelte. Das Ehepaar war bekannt und gut in seinem Umfeld integriert. Die Beziehung schien harmonisch und die nähere Umgebung war den beiden wohlwollend gesinnt. Gleichzeitig hätten viele Benno Neumair zunächst keinen Mord zugetraut – vor allem, wenn man ihn von seinen Videos auf Youtube kannte, wie er sich mit gestähltem Körper präsentierte.
Macuglia war der letzte Journalist, der mit dem 32-Jährigen gesprochen hatte. Doch in seinem Buch räumt er einen Teil den Opfern in diesem Mordfall ein. „Die journalistische Berichterstattung hat sich vor allem auf Benno konzentriert. Mir erschien es richtig, auch die Erinnerung an die Eltern hochzuhalten“, erklärt Macuglia.
Ein besonderer Stellenwert gebührt seiner Ansicht nach auch Madè Neumair. „Eine hübsche, äußerst sanftmütige junge Frau, die im Ausland wohnt und die sofort verstanden hat, dass etwas nicht stimmt“, erklärt Macuglia gegenüber italienischen Medien. Ihre Hartnäckigkeit sei ein wesentliches Element gewesen.
„Sie war es, die in Art eines Detektivs die Ermittlungen maßgeblich beeinflusst hat. Wäre Madè nicht gewesen, hätte die Untersuchung möglicherweise einen anderen Verlauf genommen“, ist sich Macuglia sicher.
Am 5. Jänner hat Madè verstanden, dass sie ihr Bruder am Telefon belogen hatte. Er war nicht – wie behauptet – am Ritten gewesen, sondern bereits im Appartement in Bozen. Von da an war ihr Bruder für sie der Hauptverdächtige. Sie rief bei den Carabinieri an und lieferte ihnen genau jene Hinweise, die dazu beitrugen, dass bei der Untersuchung keine Zeit verloren ging und sich die Ermittlungen auf eine einzige Person konzentrierten.
Ihren Hinweisen sei es auch zu verdanken, dass die Carabinieri Blutspuren von Peter Neumair auf der Brücke in Pfatten sicherstellen konnten, so der Journalist
Von: mk
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8 Kommentare auf "„Madè war der Schlüssel“"
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Und schon gibt es die ersten Unbeteiligten, die am fatalen Geschehen Geld verdienen (wollen). Eine kranke Gesellschaft, die sicher massenhaft das Druckerzeugnis kaufen wird.
Sensationen haben sich schon seit 150 Jahren gut verkauft. Das ist nicht neu! Alles als krank zu bezeichnen, was nicht in deine Weltanschauung passt, ist auch bedenklich!
Verdienen Medien an den täglichen Kriegsberichten? Ja! Ist das.dann auch verwerflich?
N.G.
Schon klar, dass du nicht weißt, dass Zeitung weit länger als 150 Jahren bestehen.
Und klar kennst du den Unterschied zwischen einer privaten, familiären Tragödie und einem Kriegsberichterstattung nicht.
Was bedarf es hier noch Beweise?
@Summer
Wer’s kauft, selber schuld…
Mit mir verdient da keiner!
@Summer Was regst du dich eigentlich auf? Private familiäre Geschichte? Dann lass die Familie beurteilen wie sie das Buch findet und jeden Leser ob er es lesen will und masse dir dann darüber keine Meinung an, denn wie du sagst, es ist Sache der Familie!
So weit ich weiß, waren die Massenmedien (Zeitungen, usw.) die ersten, welche als Unbeteiligte mit der Tat Geld verdient haben.
Wäre genug Stoff für einen mehrteiligen Bozen-Krimi. Verdienen wird bei dem unsinnigen Berufungsverfahren ganz sicher der Anwalt und vielleicht nochmals die Gutachter.
Ist diese “Sache” noch nicht genug medial ausgeschlachtet worden?
Irgendwann müssen “Privatsachen” auch mal wieder privat werden dürfen und die sensationsgeile Gesellschaft sollte sich wieder sich selber widmen!!
Sie hätte genug damit zu tun, vor der eigenen Haustüre für Sauberkeit zu sorgen!!