Lawinentragödie in Nepal

Messner: “Es tut mit leid, von all diesen Toten zu hören”

Donnerstag, 06. November 2025 | 11:29 Uhr

Von: mk

Bozen/Kathmandu – Die jüngste Lawinentragödie in Nepal, bei der mehrere italienische Bergsteiger ums Leben kamen, hat die Debatte um die Risiken des Alpinismus neu entfacht. Die Südtiroler Bergsteigerlegende Reinhold Messner äußerte sich in einem Interview mit dem Corriere della Sera tief betroffen, nutzte die Gelegenheit aber auch für eine ernste Mahnung an die gesamte Bergsteiger-Community.

“Eine Tragödie, es tut mir leid, von all diesen Toten zu hören”, erklärte der Extrembergsteiger. Er betonte, dass die Berge trotz aller Fortschritte bei Wissen und Ausrüstung gefährlich geblieben seien. Besonders tragisch sei der Umstand gewesen, dass eines der Unglücke eine sehr große Gruppe betroffen habe, was die hohe Zahl der Opfer erkläre.

Erstickt im Zelt

Messner ging auf die unterschiedlichen Situationen der Verunglückten ein. “Ich kenne die genauen Umstände nicht”, schickte Messner vorweg. Zwei Bergsteiger seien in ihrem Zelt von der Lawine überrascht worden – eine Situation, die er als dramatisch beschreibt: “Du hast keine Zeit, dich zu bewegen, du erstickst.”

Die anderen Opfer seien beim Trekking auf dem Yalung Ri, einem Sechstausender, ums Leben gekommen. Diese Route beschreibt Messner als eine “wunderbare Art, Alpinismus in einer herrlichen Gegend zu betreiben”, und grenzte sie klar von den überfüllten Achttausendern wie dem Everest ab, wo Bergsteiger teils in der Schlange warten müssten.

Risiko ist immer dabei

Messners zentrales Statement war eine scharfe Erinnerung an die Macht der Natur: “Einen Fuß in die Berge zu setzen, ist nicht wie auf eine Wiese zu gehen, das Risiko ist immer da.” Er appellierte an die Vernunft: “Der Berg ist tausendmal stärker als wir.” Die menschliche Fähigkeit, einer Lawine zu entkommen, sei sehr begrenzt.

“Habe verzichtet, weiterzugehen und bin deshalb noch am Leben”

Messner zog eine düstere Bilanz: Solange Menschen die Berge aufsuchen, werde es Tote geben – und je größer der Zustrom, desto mehr Opfer.

Der 81-jährige Alpinist verriet, dass er bei fast der Hälfte seiner Aufstiege umgekehrt sei: wegen Lawinengefahr, schlechtem Wetter oder weil er oder sein Partner nicht in Form waren. “Ich habe darauf verzichtet, weiterzugehen, und deshalb bin ich am Leben geblieben”, so Messner.

Bezirk: Bozen

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