Russlands Militär kämpft mit Munitionsmangel

Mit dem Spaten in die Schlacht

Dienstag, 07. März 2023 | 07:25 Uhr

Moskau/Kiew – Über ein Jahr dauert der russische Angriffskrieg auf die Ukraine nun schon an. Für Kriegspräsident Wladimir-Putin und sein Militär kann der Verlauf nicht zufriedenstellend sein. Nachrichten vom Schlachtfeld deuten nun darauf hin, dass Russlands Militärkraft auf einem Tiefpunkt angelangt ist. Es könnte sich eine neue Chance für die Ukraine auftun.

Wegen Munitionsmangel haben russische Reservisten nämlich mit einfachsten Werkzeugen und bloßen Händen zu kämpfen, so die Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums. Demzufolge müssen russische Soldaten für den Nahkampf Spaten verwenden.

Aus Berichten mobilisierter russischer Reservisten gehe hervor, dass Soldaten den Befehl erhalten haben, ukrainische Stellungen nur mit “Schusswaffen und Spaten” anzugreifen. Das steht in der nachrichtendienstlichen Einschätzung der Briten vom 5. März zur Lage in der Ukraine. Die Schaufeln werden offenbar nicht nur zur Aushebung von Schützengräben verwendet: “Bei den Spaten handelt es sich wahrscheinlich um Schanzwerkzeuge, die im Nahkampf eingesetzt werden.”

Die Spaten mit der Bezeichnung MPL-50 gehören zur Standardausrüstung russischer Soldaten. “Sie wurden seit ihrem Entwurf im Jahr 1869 kaum weiterentwickelt”, schreiben die Briten. “Ihr Einsatz als Waffe unterstreicht die brutalen und wenig technisierten Kämpfe, die einen Großteil des Krieges kennzeichnen.” Die Tötungskraft der rudimentären Waffe werde in Russland “besonders mythologisiert”.

Chance für Ukraine

Der Munitionsmangel auf russischer Seite ist auch durch russische Militärblogger belegt. Sogar der Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin (61), hat sich über fehlendes Material beklagt. “Putins Koch”, wie er auch genannt wird, droht mittlerweile sogar Kreml-Tyrann Wladimir Putin mit dem Rückzug seiner Truppen.

Prigoschin erklärte später aber auch, seine Truppen würden weiterhin die ukrainische Armee in Bachmut “zerschlagen”. Der Streit über die Munition zieht sich aber bereits seit einiger Zeit hin und bringt Prigoschin vor allem gegen Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow auf.

Wie die Briten weiter beobachtet, gibt es derzeit eine Zunahme der Nahkämpfe in der Ukraine. “Wahrscheinlich besteht das russische Kommando weiterhin auf Offensivaktionen, die nun weniger von Artillerie unterstützt werden.”

Der Munitionsmangel und der Streit der russischen Kriegsführer könnte eine Chance für die Ukraine sein. Laut dem “Economist” müsse die Ukraine nun das Beste aus der Gelegenheit machen, bevor sich das Fenster wieder schließt.

Von: luk