Von: mk
Bozen – Die Ermittlungen im Fall eines ehemaligen Bankberaters aus Bozen, der verdächtigt wird, rund 20 Millionen Euro von wohlhabenden Kunden veruntreut zu haben, laufen weiter auf Hochtouren. Nun melden sich einige der Opfer zu Wort.
Der 60-jährige Ex-Mitarbeiter einer „Private Banking“-Abteilung steht unter Verdacht, über Jahre hinweg falsche Renditeberichte erstellt, nie genehmigte Transaktionen veranlasst, Dokumente gefälscht, Konten kurzfristig eröffnet und wieder geschlossen sowie Gelder zwischen Konten verschoben zu haben, um Verluste zu verschleiern. Die Vorwürfe lauten auf schweren Betrug und Veruntreuung. Der Mann selbst ist derzeit bekanntermaßen nicht auffindbar. Die Fahnder gehen jedoch Hinweisen zu seinem möglichen Aufenthaltsort nach.
Aufgeflogen ist der Fall vor einigen Monaten, nachdem ein neuer Kundenbetreuer die Verwaltung der betroffenen Konten übernommen und Unstimmigkeiten festgestellt hatte. Die Bank hat interne Untersuchungen eingeleitet und betont, von den Vorgängen nichts gewusst zu haben. Die Staatsanwaltschaft Bozen unter der Leitung von Staatsanwalt Igor Secco ermittelt gemeinsam mit der Finanzpolizei. Bislang liegen rund ein Dutzend Anzeigen von Geschädigten vor. Die Zahl könnte sich allerdings noch erhöhen.
Perfide Masche
Wie die Zeitung Alto Adige berichtet, soll der Mann in den letzten 15 bis 20 Jahren bis Dezember 2024 rund 50 zahlungskräftige Kunden im Bereich „Private Banking“ betreut haben. In erster Linie handelte es sich um Unternehmer aus Bozen, die über ein Vermögen zwischen zwei und drei Millionen Euro verfügen.
Mit diesen soll der Bankberater im Laufe der Zeit ein Vertrauensverhältnis aufgebaut haben, das er voll ausnutzte. Obwohl die Märkte schwankten, präsentierte er stets beeindruckende Gewinne, die allerdings frei erfunden waren. Auf den Kontoauszügen, die er persönlich und auf offiziellem Bankpapier ausstellte, schienen die Investitionen prächtig zu laufen. Erst nachdem der Berater nicht mehr im Dienst war, kam die Wahrheit ans Licht.
Eine der geschädigten Familien berichtet laut Alto Adige, dass von einem Familienvermögen von 6,7 Millionen Euro nur 412.000 Euro übrig geblieben sind. Bei einem anderen Familienmitglied sind es nur noch 160.000 Euro von fast drei Millionen Euro.
Lügengebilde blieb jahrelang aufrecht
Doch wie gelang es dem Mann, die mittlerweile mit digitaler Technologie gestützten Kontrollmechanismen der Bank zum umgehen? Gerade weil Banken verhindern wollen, dass Bankberater ein Vertrauensverhältnis mit Kunden missbrauchen, werden Unterlagen und Auszüge den Kunden auch per Post zugeschicht.
Um die Fälschungen zu vertuschen, manipulierte der Berater jedoch die offiziellen Bankdokumente, die den Kunden eigentlich zugestellt werden sollten. Er fälschte deren Unterschriften, um die Post an ein Schließfach umzuleiten, dessen Schlüssel nur er besaß. Dort fing er die echten Kontoauszüge ab und ließ sie verschwinden, um den Betrug über Jahre hinweg zu verbergen.
Die Opfer, die sich inzwischen an ein Dutzend Anwaltskanzleien gewandt haben, versuchen nun, ihr verschwundenes Geld zurückzubekommen. „Wir sind schockiert und wütend“, sagt eines der Opfer. „Wir wurden nicht von einem Fremden betrogen, sondern von einem Berater eines Instituts, der unser Vertrauen missbraucht hat.“
Aktuell sind 15 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen