Komplexer Prozess

Mutmaßlicher Missbrauch der Nichte: Südtiroler [60] wird freigesprochen

Dienstag, 25. November 2025 | 11:03 Uhr

Von: mk

Bozen – Nach einem langwierigen und emotional aufgeladenen Prozess ist ein 60-jähriger Südtiroler vom Vorwurf des schweren sexuellen Missbrauchs seiner Nichte freigesprochen worden. Während die Staatsanwaltschaft siebeneinhalb Jahre Haft wegen sexueller Gewalt forderte, verkündete das Gericht am Montag den vollen Freispruch mit der Formel „Weil die Tat nicht existiert“.

Die Nichte, die mittlerweile 18 ist und im Prozess von Anwalt Hubert Oberarzbacher vertreten wurde, hat vor vier Jahren Anzeige erstattet. Ihr zufolge hatte der Missbrauch stattgefunden, als sie noch ein Kind war. Wie vor Gericht und im Rahmen des Beweissicherungsverfahrens rekonstruiert worden war, hatte sich das Mädchen vor mehreren Jahren zuerst der Schulpsychologin anvertraut. Dem Gespräch folgte eine Meldung an die Sozialdienste und darauf an die Justiz.

Vor Sachverständigen rekonstruierte die Jugendliche, wie das anfänglich zweideutige Verhalten des Onkels schließlich zu einer sexuellen Belästigung ausartete. Die Konstanz, mit der die Jugendliche die Dynamik auch nach Jahren beschrieb, war für die Staatsanwaltschaft ein starkes Indiz für die Wahrhaftigkeit ihrer Erinnerung, berichtet die Zeitung Alto Adige.

Der Angeklagte, der von den Anwälten Thomas Schnitzer, Nicola Nettis und Corrado Faes verteidigt wurde, bestritt die Vorwürfe jedoch vehement. Obwohl der Angeklagte zur Tatzeit im selben Haus wie die Familie des Minderjährigen lebte – ein Umstand, den die Ermittler als relevanten Kontext werteten – gelang es der Staatsanwaltschaft offenbar nicht, einen ausreichenden Beweis zu erbringen. Im Rahmen des Prozesses hatten auch Familienangehörige ausgesagt.

Die Verteidigung argumentierte, dass es für die Vorfälle keine Augenzeugen gebe, noch hätte die Geschädigte – bis zum Gespräch mit der Schulpsychologin – sich jemandem gegenüber offenbart.

Der Fall könnte juristisch noch eine Fortsetzung finden. Die Staatsanwaltschaft, die die Anklage vehement verteidigt hatte, hat noch nicht verkündet, ob sie Berufung gegen das Urteil einlegen wird.

Bezirk: Bozen

Kommentare

Aktuell sind 9 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen