Warum die Massentests eine Chance verdient haben

Ohne Symptome, aber ansteckend? – die findet der Antigentest

Freitag, 13. November 2020 | 16:19 Uhr

Bozen – Um den ab Samstag geltenden Lockdown möglichst kurz zu halten, plant Südtirol einen Massentest vom 20. bis 22. November. Damit soll die Anzahl der Infizierten ermittelt und “Superspreader” sowie asymptomatische Personen ausgemacht werden. 350.000 Bürger werden zum Test gebeten, das entspricht 67 Prozent der Bevölkerung. Warum man den flächendeckenden Tests eine Chance geben sollte, verrät Giuliano Piccoliori im Gespräch mit der Tageszeitung Alto Adige.

Giuliano Piccoliori ist wissenschaftlicher Leiter des Institutes für die Sonderausbildung in Allgemeinmedizin und seit rund 25 Jahren Hausarzt in Gröden. Bei den landesweiten Untersuchung kommt ein Antigentest zur Anwendung.

Obwohl dieser nicht so sensibel reagiert, wie ein PCR-Test hat er den Vorteil, dass ein Ergebnis bereits nach 15 Minuten vorliegt. Deshalb müsste im Fall eines positiven Ergebnisses laut Richtlinien des Gesundheitsministeriums eigentlich ein klassischer Test zur Bestätigung nachgeholt werden.

Außerdem spiegelt ein Antigen-Test – wie jedes andere Ergebnis – nur eine Momentaufnahme wider. Eine Person, die nur leichte Symptome zeigt oder erst vor Kurzem angesteckt wurde, könnte negativ aufscheinen, obwohl sie sich infiziert hat. „Deshalb kommen Antigentests vor allem am Ende einer Quarantäne nach engem Kontakt mit Angesteckten oder bei starken Symptomen zum Einsatz“, betont Piccoliori.

Trotz allem hält er Antigentests bis zu einem durchaus für aussagekräftig. „Der Test ist äußerst zuverlässig, wenn die Viruslast hoch ist. Das ist in der Regel der Fall, wenn eine Person Symptome zeigt, oder wenn sie asymptomatisch ist, aber ansteckend ist“, betont der Experte- und genau solche Personen, erhofft die Landesverwaltung, mit der Testaktion zu erfassen und herauszufiltern.

Um potentielle Infektionsherde ausfindig zu machen, sei ein flächendeckendes Verfahren mit Antigentests durchaus sinnvoll. Ziel sei es, die Ansteckungskurve abzuflachen und den Sanitätsbetrieb sowie vor allem die Intensivstationen zu entlasten. Allerdings sei eines nötig: Personen, die positiv getestet werden, müssen unmittelbar in Quarantäne überstellt werden.

Von: mk

Bezirk: Bozen