Ermittler infiltrierten Gruppen auf WhatsApp und Telegram

Pädophilen-Netzwerke ausgehoben: Zwei Verdächtige aus Südtirol

Mittwoch, 16. Dezember 2020 | 16:41 Uhr

Mailand/Bozen – Über 300 Einsatzkräfte der Postpolizei haben seit den frühen Morgenstunden in 53 italienischen Provinzen Hausdurchsuchungen und Verhaftungen durchgeführt. Dabei handelte es sich um die massivste Polizeieinsatzaktion der letzten Jahre gegen Online-Kinderpornografie.

Die Untersuchung wird von der Bezirksstaatsanwaltschaft von Mailand koordiniert. Im Rahmen der zweijährigen Ermittlungen, die Undercover im Internet durchgeführt wurden, haben Vertreter der Mailänder Postpolizei und des Nationalen Zentrums gegen Online-Kinderpornografie C.N.C.P.O. vom römischen Postpolizeidienst pädophile Gruppen auf Telegram und auf Whatsapp infiltriert. Dabei konnten 432 Nutzer identifiziert werden, die pädopornografisches Material in Form von Fotos und Videos teilten. Die dargestellten Misshandlungen waren echt. Bei den Opfern handelte es sich hauptsächlich um Mädchen und um Kleinkinder, in einigen Fällen waren auch Säuglinge betroffen.

Die Postpolizei konnte insgesamt 159 Gruppen identifizieren. 16 davon scheinen die Kriterien echter krimineller Vereinigungen zu erfüllen: Initiatoren, Organisatoren und Teilnehmer konnten mit genau definierten Rollen und Aufgaben unterschieden werden. Jede Gruppe unterlag präzisen und strengen Verhaltensregeln, um die Anonymität und damit die “Sicherheit” der kriminellen Vereinigung sowie der einzelnen Teilnehmer zu wahren. Ein Regelverstoß war mit dem Ausschluss aus der Gruppe durch die Administratoren verbunden.

Im Rahmen der langanhaltenden Ermittlungstätigkeit war es möglich, den unterschiedlichen Nicknames eine Identität außerhalb der virtuellen Realität zuzuordnen. 81 Italiener sind von der Mailänder Postpolizei identifiziert worden. Zwei von ihnen, ein 71-jähriger Optiker mit Verbindungen zur Universität in Neapel und ein 20-jähriger venezianischer Arbeitsloser, förderten und verwalteten Kinderpornografie-Gruppen, organisierten ihre Aktivitäten und rekrutierten neue Mitglieder aus aller Welt.

Ein Merkmal der Gruppen ist allerdings auch deren Transnationalität: Im Rahmen der Ermittlungen konnten 351 ausländische Nutzer identifiziert werden. Durch die Beweise, die die Post- und Kommunikationspolizeidienst internationalen Polizeibehörden weitergeleitet hat, ist es möglich, europa- und weltweit Haftbefehle auszustellen.

Zu den Verdächtigen gehören Personen mit unterschiedlichstem sozialen Hintergrund, auch das Alter variiert beachtlich. Neben etablierten Fachkräften, Arbeitern, Studenten, Rentnern sind auch private und öffentliche Angestellte dabei – darunter ein Stadtpolizist und mehrere Arbeitslose im Alter zwischen 18 und 71 Jahren.

Auf italienischem Staatsgebiet fanden die meisten Durchsuchungen in der Lombardei und in Kampanien statt. 35 Prozent der Verdächtigen stammen aus diesen Gebieten. Die Hausdurchsuchungen und Überprüfungen von Computern, die von der Mailänder Bezirksstaatsanwaltschaft durchgeführt wurden, führten zur Beschlagnahme von Mobiltelefonen, Tablets, Festplatten, USB-Sticks, Computern, E-Mail-Konten und sozialen Profilen. Während der Durchsuchungen wurden auch die Konten gefunden, die von den Verdächtigen für die Anforderung von kinderpornografischem Material verwendet wurden, sowie eine große Menge illegalen Materials, das auf den beschlagnahmten Computern und Speichermedien aufbewahrt worden war.

Im Rahmen der Operation leistete auch die Hauptabteilung der Post-und Kommunikationspolizei Trentino-Südtirol ihren Beitrag: Drei Haus- und EVV-Durchsuchungen wurden bei ebenso vielen Verdächtigen durchgeführt. Dabei handelt es sich um einem 40-jährigen Saisonarbeiter auf der Schlern-Hochebene und bei einem 50-jährigen Arbeiter mit Wohnsitz in Bozen.

Um den dritten Verdächtigen kümmerte sich die Trientner Polizei: Die Durchsuchung wurde bei einem 65-jährigen Rentner durchgeführt, der in der Provinz Bergamo lebt.

Der Kampf gegen sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen im Internet ist eine der Hauptaufgaben der Post-und Kommunikationspolizei. Sie appelliert daran, illegale Inhalte im Internet zu melden. Bürgerinnen und Bürger können sich sowohl an den Post- und Kommunikationspolizeidienst als auch an das Online-Polizeikommissariat (www.commissariatodips.it) wenden.

Von: mk

Bezirk: Bozen