Von: mk
Bozen – Rund ein Monat ist vergangen, seit am 11. März 2020 eine 85-Jährige am Bozner Krankenhaus verstorben war. Sie war die erste Corona-Tote in Südtirol. Mittlerweile sind 204 Personen der Lungenkrankheit zum Opfer gefallen. 2.094 Personen sind mit dem Virus infiziert. Noch vor wenigen Wochen hätte man solche Zahlen kaum für möglich gehalten – und immer wieder hört man von Betroffenen und deren Angehörige, die sich im Stich gelassen fühlten, berichtet die Tageszeitung Alto Adige.
Mittlerweile gibt es allerdings auch Lichtblicke: Die Zahl der Ansteckungen flacht ab und die Intensivbetten leeren sich langsam wieder. Gleichzeitig lasten Ungewissheit und Ausgangsbeschränkungen wie ein schwerer Stein auf der Seele Bevölkerung.
Bittere Erfahrungen mussten vor allem manche Familien machen, in denen eine Person sich angesteckt hatte, deren Hausarzt sich jedoch weigerte, in die Wohnung zu kommen, und nur telefonisch eine Diagnose stellte.
Mehrere Ärzte bestätigen, dass es zu solchen Situationen deshalb gekommen ist, weil Schutzausrüstung fehlte. Vieles ließ sich auf dem Markt nicht mehr auftreiben. In Südtirol sind elf Basis- und zwei Kinderbasisärzte mit dem Coronavirus infiziert. Insgesamt haben sich 211 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Südtiroler Sanitätsbetriebes angesteckt.
Kein Mitarbeiter im Gesundheitsdienst will „unbewaffnet“ in den Kampf gegen das Coronavirus ziehen, auch wenn der Gesundheitslandesrat Thomas Widmann versichert, dass ein Hausarzt zum Patienten hingehen muss, wenn er gerufen wird. „Wenn ein Covid-19-Verdacht besteht und der Betroffene zu Hause im Bett liegt, muss der Arzt der Familie in die Wohnung gehen und den Betroffenen untersuchen“, erklärt Widmann laut Alto Adige. Eine Diagnose am Telefon reiche nicht aus.
Die Wirklichkeit hat leider oft anders ausgeschaut, wie Zeugen berichten. Der Sanitätsbetrieb legt nun jedoch eine neue Marschroute vor. Sogenannte medizinische Einheiten für die Kontinuität von Pflegeleistungen sollen in den kommenden in voller Schutzausrüstung Hausbesuche übernehmen. In erster Linie geht es um die Durchführung von Tests bei Patienten mit Symptomen und die Betreuung von jene Personen, die nach einer Covid-Erkrankung vom Krankenhaus entlassen wurden.