Von: ka
Bozen – Die Nachricht, dass der Sanitätsbetrieb, um die langen Wartelisten für Visiten und Operationen in Südtirols Krankenhäusern zu verkürzen, überlege, Operationen künftig in Privatkliniken auszulagern, sorgt in der heimischen Öffentlichkeit für erhebliches Aufsehen. Der wenig überraschende Grund ist, dass in den öffentlichen Krankenhäusern Südtirols die „Köpfe und Hände“ immer weniger werden.
Der seit Jahren zu beobachtende Trend, dass immer mehr Ärzte und ganz besonders die Pflegekräfte den Krankenhäusern immer öfter den Rücken kehren, um in den im ganzen Land aus dem Boden sprießenden Privatkliniken und großen Gemeinschaftspraxen ihr neues Glück zu versuchen, ist seit dem Ende der Pandemie noch stärker geworden.
Wer im heimischen Gesundheitswesen arbeitet, ist von dieser besorgniserregenden Entwicklung nicht überrascht. Zu den seit Jahren ausbleibenden Lohnanpassungen kommt hinzu, dass die Mitarbeiter nicht nur immer weniger Prämien und Leistungsanreize erhalten, sondern auch noch am Parkplatz empfindlich zur Kasse gebeten werden. Die Folge ist, dass in den OP-Sälen zu oft Stille herrscht und in den Abteilungen Betten gestrichen werden müssen. Das Streben der Betriebsführung nach Verringerung der Wartezeiten mag zwar lobenswert sein, aber genauer betrachtet ähnelt die Auslagerung der Behandlung einer Wunde mit einem Pflaster. Sie kann wenig mehr als eine Übergangslösung gelten.
Wichtiger wäre, durch eine Verbesserung des Lohngefüges neue Pflegekräfte und technisches Personal zu gewinnen und so den Grundstein für ein starkes und zukunftsweisendes öffentliches Gesundheitswesen zu schaffen. Unterm Strich wäre diese Trendumkehr auch für das Land ein finanzieller Gewinn. Wie der Bericht über die Sanität des Zentrums für angewandte Wirtschaftsforschung im Sanitätsbereich (CREA) beweist, ist Südtirols Gesundheitswesen viel besser, als viele Kritiker glauben. Setzt sich die „Flucht“ fort, wird das aber nicht so bleiben.
Es sollte daher dafür Sorge getragen werden, dass die heimischen Krankenhäuser nicht weiter an Mitarbeitern verlieren und „ausbluten“. Eine Sanität, die allen dient, werden auch die Südtiroler zu honorieren wissen.