Eine große Mure hat sich gelöst

Pflersch am Tag danach in Bildern – VIDEO

Dienstag, 17. August 2021 | 11:43 Uhr

Pflersch – Die Kaltfront über Südtirol mit heftigen Gewittern, Hagel und starken Windböen hat am Montag ab 17.00 Uhr innerhalb kurzer Zeit über 200 Einsätze für Südtirols Freiwillige Feuerwehren erfordert. Rund 2.300 Blitze gingen über Südtirol nieder, es kam lokal zu zahlreichen Wassereintritten in Wohnungen, Kellern, Garagen und Betrieben. In Pflersch hat sich eine große Mure gelöst. Die Bilder vom Tag danach sind ernüchternd.

Cornelia Grimm

Der Zivilschutz hatte am Montag entschieden, die Bewohner der Häuser der Fraktion Anichen in Pflersch, die vom Abgang der Mure und von den Überflutungen besonders betroffen war, zu evakuieren. Rund 30 Personen wurden nach Gossensaß in eine von den Alpini bereitgestellte Kaserne untergebracht. Glücklicherweise kamen keine Personen zu Schaden. Über dem Gebiet nördlich von Sterzing an der Grenze zu Österreich fiel Hagel und es wehten kräftige Winde. Der Südtiroler Wetterdienst registrierte dort sehr starke Niederschläge von rund 86 Litern je Quadratmeter binnen 24 Stunden. Der Murenabgang war eine Folge des Starkregens.

Cornelia Grimm

Die Bevölkerung von Pflersch war dazu aufgerufen worden, in den Gebäuden zu bleiben sowie Seitenbäche und den Hauptbach von Pflersch zu meiden. Sowohl für Einheimische als auch für Touristen stellte der gestrige Montag eine Herausforderung dar.

„Die Mure hat sich hinter dem Hotel Alpin gelöst. Dort wollten wir eigentlich hin, die Straße war am Montagabend aber geschlossen“, erklärt Cornelia Grimm gegenüber Südtirol News. Die Bundesdeutsche aus Leipzig befindet sich derzeit mit ihrer Familie im Urlaub in Südtirol.

Cornelia Grimm

„Wir haben zunächst in Gossensaß etwas gegessen. Man wollte uns dann einen Platz in der Heeresunterkunft anbieten. In einem Gasthof in Gossensaß haben wir dann aber doch noch ein Vierbettzimmer gefunden, wo wir mit unseren Kindern übernachten konnten“, verrät Cornelia Grimm. Am Tag danach war die Straße dann geöffnet.

Die Urlauberfamilie ist somit noch einmal glimpflich davongekommen. Doch nicht nur deshalb interessiert sich Cornelia Grimm für die Mure. Vor 20 Jahren hat sie selbst Geographie und Geologie studiert. Bereits damals sei der Klimawandel ein Thema gewesen.

Cornelia Grimm

„Was heute passiert, ist bereits damals prognostiziert worden. Der Jetstream nimmt ab. Dadurch bleiben Tief- und Hochdruckgebiete länger erhalten. Dies führt einerseits im Fall von Tiefdruckgebieten vermehrt zu Starkregen und andererseits im Fall von Hochdruckgebieten zu Dürre“, erklärt Grimm.

Der Jetstream ist ein mäanderförmiges Starkwindband, das sich meist im Bereich der oberen Troposphäre in der Erdatmosphäre befindet und als sehr verlässliches Wetterphänomen gilt. Die Jetstream-Abschwächung wird Modellen zufolge auf den menschengemachten Klimawandel zurückgeführt.

Cornelia Grimm

„Der Betreiber des Hotels hat uns erzählt, dass das Auffangbecken bereits vergrößert worden sei. Doch offenbar hat das nicht ausgereicht, um den Wassermassen standzuhalten“, fährt Grimm fort. Auch in Südtirol müsse man sich wahrscheinlich überlegen, wie man weiter vorgehe, und Schutzbauten nachträglich vergrößern oder verstärken. Denn: Unwetter dieser Art werden sich in Zukunft häufen, rechnet Cornelia Grimm.

Cornelia Grimm

Unterdessen geht es am heutigen Dienstag mit den Aufräumarbeiten weiter.

 

Cornelia Grimm

Im Hotel Alpin kam es zu einem Pumpeneinsatz, um den Grundwasserstand zu senken. Die Pumpe gehört zu den größten in Südtirol.

Auch am Kräuterhof im Pflerschtal arbeiten noch die Bagger. Der Hof wurde überschwemmt.

Cornelia Grimm

Von: mk

Bezirk: Wipptal