Von: ka
Bozen – Die Landesregierung plant, bis zum Jahr 2035 ein Viertel weniger Individualverkehr mit dem Auto zu erreichen. Dieses Ziel scheint auf den ersten Blick nicht besonders ambitioniert zu sein, aber angesichts der Liebe der Südtiroler zum „heiligen Blechle“ werden die Landesoberen in den nächsten zwölf Jahren alle Hände voll zu tun haben, die Südtiroler zum Umstieg auf den Bus, die Bahn und den Radesel zu überzeugen.
Der Blick auf den Südtirol News-Ted spricht Bände. Trotz gestiegener Treibstoffkosten, und obwohl viele Südtiroler unter der galoppierenden Teuerung und noch viel mehr unter den hohen Wohnkosten leiden, wollen sie nicht vom Lenkrad lassen.
Das ist erstaunlich. Mehrere Arbeitskollegen des Schreibers dieser Zeilen geben ihren eigenen Angaben zufolge für das tägliche Pendeln zum Arbeitsplatz monatlich zwischen 250 und 300 Euro aus. Im weiteren Umfeld sind sogar noch höhere Fahrtkosten zu vernehmen. Offenbar ist die Schmerzgrenze noch nicht erreicht.
Aber aus gleich zwei Gründen ist das Ziel der Landesregierung dennoch erreichbar. Erstens werden in den nächsten Jahren aller Voraussicht nach die Treibstoffkosten weiter steigen und zweitens werden die immer restriktiveren Umweltschutzmaßnahmen, die in erster Linie die Nutzung alter Verbrennungsmotoren immer stärker einschränken werden, viele Südtiroler entweder dazu zwingen, umweltfreundliche Elektroautos und Hybridfahrzeuge zu erwerben oder den Autoschlüssel endgültig an den Nagel zu hängen.
Südtirol besitzt im Alpenraum bereits heute eines der dichtesten Netze öffentlicher Verkehrsmittel. In Städten wie Bozen, Meran und Brixen kann das ganze Jahr über das Rad benützt werden, andernorts ist das zumindest in den wärmeren Monaten möglich. Machen wir uns also nichts vor. Zumindest zum allergrößten Teil sind alle möglichen Pendlerwege durch öffentliche Verkehrsmittel und Radwege abgedeckt.
Das Südtirol Pass-System gilt selbst im nahen Ausland als Modell. Durch Maßnahmen, wie weitere Vergünstigungen für Pendler und Familien, die Bus und Bahn – gerne auch kombiniert mit dem Rad – auch im Urlaub und in der Freizeit nutzen wollen, könnte man vielen Südtirolern den Umstieg versüßen.
Das ambitionierte Ziel liegt also in greifbarer Nähe. Mit einem Minimum an Flexibilität wären sogar noch größere Verringerungen des Individualverkehrs möglich.