Von: mk
Bozen – Wenn man von Gewalt in der Familie oder in Partnerschaften spricht, denkt man in erster Linie an männliche Täter. Doch der Spieß kann sich auch umdrehen – vor allem, wenn es um psychologische Gewalt geht. Ein 26-jähriger Südtiroler wurde von seiner Ex-Partnerin seelisch praktisch versklavt und muss sich nun in einer eigenen Einrichtung wegen seiner emotionalen Abhängigkeit behandeln lassen.
Der Betroffene hat sein Schicksal im Rahmen einer Tagung in Bozen geschildert. „Jedes Mal, wenn ich an der Uni eine Prüfung hatte, wenn ich jemanden treffen oder etwas unternehmen wollte, machte sie mir verrückte Szenen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen“, erzählt der 26-Jährige. Schließlich sei alles andere in den Hintergrund getreten – seine Interessen, seine Freunde, die Zuneigung seiner Angehörigen.
Immer wieder hatte seine Partnerin ihm gedroht oder ihn erpresst. Wenn er nicht das gewünschte Verhalten an den Tag legen würde, werde sie ihn verlassen, soll sie zu ihm gesagt haben. Er ließ sich immer wieder auf dieses Spiel ein, um das Ende der Beziehung nicht zu riskieren. Schließlich hatte seine Ex-Freundin die völlige Kontrolle über ihn und sein Leben.
Ziel des manipulierenden Subjekts ist es, das Opfer immer weiter von anderen zu isolieren, von Freunden und Angehörigen. Mittel, um ans Ziel zu gelangen, sind Belohnung und Bestrafung, Zuckerbrot und Peitsche.
Im besten Fall kann solch manipulatives Verhalten bei den Opfern Angstzustände auslösen, im schlimmsten sind weit schwerwiegendere Pathologien die Folgen, die in besonders dramatischen Fällen in Tragödien ausarten können.
Auf rationaler Ebene wusste der 26-Jährige zwar, dass ihm die Beziehung nicht gut tat und dass er verletzt wurde. Doch den Schritt einer Trennung brachte er zunächst doch nicht über das Herz.
Schließlich erkannte er, dass er Hilfe benötigt. Doch auch jetzt noch wird er von seiner Ex-Freundin bedroht. Sie habe erklärt, sie werde sich das Leben nehmen, das würde ihn zerstören.
Auch das Verhalten seiner ehemaligen Partnerin ist eine krankhafte Besessenheit. Inwiefern sie sich selbst im Griff hat, ist unklar. Feststeht, dass der Wunsch das Verhalten des Partners zu kontrollieren, nichts mit einer gesunden Beziehung zu tun hat. Das Abhängigkeitsverhältnis kann zunächst mit scheinbaren Kleinigkeiten beginnen, wie etwa das heimliche Überprüfen des Smartphones, des PC, der Brieftasche, oder dass man darüber wacht, wohin der Partner geht und mit wem er sich trifft. Doch schon bald wird daraus ein Teufelskreis.
Der 26-Jährige möchte nun den Albtraum aus Ängsten hinter sich lassen und endlich ein neues Leben beginnen.