Südtiroler wählen europäisch – ein Kommentar

Starkes Ja zu Europa

Donnerstag, 30. Mai 2019 | 14:57 Uhr

Bozen – Der Südtiroler Europawahlsonntag bringt neben einigen Bestätigungen nicht wenige Überraschungen.

Für die erste Überraschung sorgt das Edelweiß. Lange hat man in der Brennerstraße befürchtet, dass das Bündnis mit Berlusconis Forza Italia und die starke Konkurrenz des Teams Köllensperger und der Grünen, „unserem Südtiroler in Brüssel“ Herbert Dorfmann gehörig das Ergebnis verhageln würde. Aber der SVP gelingt es sogar, gegenüber dem Tiefpunkt bei den Landtagswahlen im Herbst ihr Ergebnis zu steigern, wobei nicht zuletzt dank der höheren Wahlbeteiligung Dorfmann 100.000 Stimmen holt.

svp

Wie in Italien heißt auch in Südtirol der große Wahlsieger Lega. Diesmal wird die Salvini-Partei, aufgrund der Ergebnisse im Trentino und in Südtirol auf regionaler Ebene vor der SVP sogar stärkste Partei. In Südtirol, wo die Lega auch in den deutschen und ladinischen Landgemeinden starke Ergebnisse einfährt, mausert sie sich zur Sammelpartei der heimischen Italiener. Das gute Ergebnis der SVP und der Lega stärkt die Bozner Koalition. Es zeigt sich einmal mehr, das diese Variante die politisch einzig mögliche Wahl gewesen ist.

Der große Sieger der Landtagswahlen – das Team Köllensperger – kann mit einer starken Kandidatin Renate Holzeisen erneut punkten. Da der nationale Partner +Europa aber die italienweite Vier-Prozent-Hürde nicht reißt, bleibt es beim Achtungserfolg. Ähnlich geht es den Grünen, die mit ihrem Partner ebenfalls an derselben Hürde scheitern. Beide Oppositionsparteien dürften heute schwer daran zu knabbern haben, dass sie ihr Schicksal an Parteien gekettet haben, bei denen schon Monate vor den Wahlen klar gewesen ist, dass sie die Hürde kaum nehmen werden. Ein gemeinsames Marschieren sowie stärkere Partner, und Südtirol hätte womöglich einen weiteren EU-Parlamentarier nach Straßburg geschickt.

Instagram/Matteo Salvini

Der größte Sieger aber sind die Südtiroler selbst, die mit sagenhaften 63 Prozent Wahlbeteiligung für ein europäisches Spitzenergebnis gesorgt haben. Die heimischen Wählerinnen und Wähler haben verstanden, wie wichtig gerade für Südtirol ein starkes und einiges Europa ist und wie viel gerade eine Grenzregion bei einem Zerbrechen des Kontinents zu verlieren hat.

Von: ka

Bezirk: Bozen