Von: luk
Bozen – Der Winter zieht sich in diesem Jahr weit in den Frühling hinein – zumindest auf den Bergen. „Auf sonst beliebten Frühlingstouren herrschen noch winterliche Verhältnisse“, erklärt Ingo Irsara, Präsident des Verbandes der Südtiroler Berg- und Skiführer. Dies sei kein Grund, das Wandern und Bergsteigen sein zu lassen, man müsse nur Touren und Ausrüstung umsichtig planen. Und die außergewöhnlichen Schneeverhältnisse hätten auch ihre guten Seiten.
Am Anfang der Sommersaison wird gern vor Altschneefeldern in Rinnen und an schattigen Stellen gewarnt. In diesem Jahr fällt die Warnung indes ganz anders aus: „Ab einer gewissen Höhe trifft man nicht nur auf Schneefelder, sondern immer noch auf eine geschlossene Schneedecke“, so Erwin Steiner, der Leiter der Technischen Kommission des Bergführer-Verbandes. Eine solche erschwere bestimmte Wanderungen und Touren, andere mache sie ganz unmöglich. „Bei der Planung von Bergtouren, aber auch von sonst einfachen Wanderungen sind deshalb die winterlichen Verhältnisse einzukalkulieren“, so Steiner.
In Sachen Tourenplanung kommt von den Bergführern der Tipp, sich dieser Tage – auch wenn die Temperaturen angestiegen sind – vor allem Wanderungen im Talbereich oder zumindest an südexponierten Hängen auszusuchen. „An Nordhängen und im Schatten ist überall noch mit viel Schnee zu rechnen“, so der Leiter der Technischen Kommission. Grödel reichten dann nicht mehr aus, denn: „Man steht mitunter bis zur Hüfte im Schnee.“ Auf die dadurch steigenden Schwierigkeiten und Gehzeiten sei ebenso Rücksicht zu nehmen, wie auf die richtige Ausrüstung. „Wer etwa einen schneefreien Klettersteig geht, muss mitunter beim Zu- oder Abstieg mit Schnee rechnen, also neben Schuhen mit festen Sohlen auch Pickel und Steigeisen dabei haben“, empfiehlt Irsara.
Er verweist aber auch auf die guten Seiten des schneereichen Frühlings. „Im Ortlergebiet und am Alpenhauptkamm herrschen vor allem nach klaren, also kalten Nächten noch immer gute Skitourenverhältnisse.“ Auswirkungen hat der viele Schnee im Gebirge zudem nicht nur auf aktuelle Touren, sondern auch auf solche in den ersten Sommerwochen. „Für die Entwicklung vieler Gletschertouren sind die Schneemengen positiv“, so Irsara, „wir werden bis weit in den Sommer hinein bessere Tourenverhältnisse haben als in den letzten Jahren“.
Und wie hat sich der schlechte Frühling auf die Tätigkeit der Bergführer ausgewirkt? „Nicht einschneidend“, erklärt der Präsident, „wir mussten eben auf andere Gebiete ausweichen und andere als die geplanten Touren ins Auge fassen“. Für Bergführer sei dies kein großes Problem. „Wir haben den Vorteil, nicht ortsgebunden und beweglich zu sein“, sagt Irsara, „so gibt’s immer genug Möglichkeiten“.