Von: mk
Bozen – Sexting, die Privatsphäre, Online-Kinderpornografie, das Surfen im Internet und der Schutz von Minderjährigen, Facebook und soziale Netzwerke, das Online-Mobbing, Betrugsmaschen und Eigentumsdelikte – all diese Themen behandelt die Post- und Kommunikationspolizei in Bozen im Rahmen ihrer Sensibilisierungstätigkeit für Schulen und Vereine. Und das nicht nur am morgigen Safer Internet Day. An diese Aufgaben zu erinnern, ist anlässlich des 6. Februars trotzdem wichtig.
Im Schuljahr 2016/2017 hat die Post- und Kommunikationspolizei rund 180 Treffen organisiert, wobei man schätzt, dass so 12.200 Personen angesprochen wurden. 131 dieser Treffen wurden in deutscher Sprache abgehalten.
Die Treffen werden auch in diesem Schuljahr wieder gewährleistet. Seit September wurden bis heute bereits 73 Vorträge abgehalten, bei denen man schätzt, dass ca. 5.650 Personen erreicht wurden. 55 dieser Treffen wurden in deutscher Sprache abgehalten.
Dabei kamen die Info-Treffen gut an. Die Post- und Kommunikationspolizei Bozen hat diese Tätigkeit oft auch in Schulen durchgeführt, die sich in Rand-und Bergebieten befinden. So war es möglich, mit den Schulleitungen ein Verhältnis der Zusammenarbeit und des Vertrauens aufzubauen – zugunsten der Jugendlichen und der Studenten, aber auch der Eltern. In diesem Zusammenhang wurden etwa keine erheblichen Episoden von Online-Mobbing, Belästigungen oder Nachstellungen im Netz verzeichnet.
Die Synergien mit den anderen Einrichtungen, die mit dieser Vorbeugungstätigkeit beschäftigt sind, sowie der fortwährende Kontakt mit Schülern und der Bevölkerung sind die Grundlagen, um ein gutes Gespür für Gesetzmäßigkeit zu vermitteln. Eine Gesellschaft, die keine Kultur der Gesetzmäßigkeit besitzt, habe keine reale Chance auf Wachstum und Entwicklung, erklärt die Post- und Kommunikationspolizei.
Tatort Internet
Das Internet bietet eine Reihe von Möglichkeiten, die bis vor wenigen Jahren unvorstellbar waren. Seine rasante Entwicklung hat dazu geführt, dass es heute eine Generation gibt, die sich noch erinnert, wie es vor und nach dem Internet war. Daneben gibt es noch die Generation der sogenannten „Digital Natives“. Zu ersteren Generation zählen heute die meisten Eltern, während ihre Kinder bereits echte „Digital Natives“ sind.
Es ist fast schon eine Gepflogenheit, dass zur Erstkommunion – also im Alter von sieben bis acht Jahren – den Kindern ein Smartphone geschenkt wird.
Damit haben die Kinder nicht nur ein Gerät, mit dem man nicht nur telefonieren kann, sondern auch ein Werkzeug, das weitere Dienste anbietet. Kinder haben auf diese Weise die Möglichkeit, im Netz zu surfen und seine Inhalte in Anspruch zu nehmen, sie können sich in soziale Netzwerke einschreiben oder an einem Chat teilnehmen.
Um die Gefahr zu begrenzen, dass Kinder für ihr Alter ungeeignete Inhalte sehen, gibt es die Möglichkeit, sogenannte „Kindersicherungen“ auf Smartphones zu installieren. Diese Lösungen sind jedoch nicht immer ausreichend, sodass Kinder immer noch mit unangebrachten Inhalten in Kontakt geraten können, wie etwa mit Seiten mit pornografischem Inhalt oder mit Seiten, die Gewalt verherrlichen.
Facebook und Whatsapp verfügen zwar über eine Regelung, die ein Mindestalter von 13 Jahren voraussetzt, um sich anmelden zu können. Doch hierbei handelt es sich lediglich um interne „Regelungen“ durch den Anbieter selbst, und nicht um ein Gesetz. Das übersehen die Eltern oft.
Damit steht fest: Ab dem Moment, ab dem ein Kind oder ein Jugendlicher ein Smartphone oder allgemein Zugang zu einem PC hat, sind sie potentiellen Risiken ausgesetzt.
Dazu zählt die Produktion von Fotos oder Videos – meist handelt es sich um Selfies – mit peinlichem Inhalt (das sogenannte Sexting-Phänomen), die anschließend mittels Chat oder sozialer Netzwerke verbreitet oder veröffentlicht werden. Gern wird übersehen, dass man über ein gepostetes Bild für immer die Kontrolle verliert. Dadurch können Betroffene Opfer von Erpressung, von Mobbing oder Online-Mobbing werden. Schwierigkeiten kann es auch geben, falls man eines Tages Vorstellungsgespräche hat.
Minderjährige können dadurch auch Pädophilen zum Opfer fallen, die dank des Internets ein neues, nützliches Werkzeug nicht nur für den Austausch von Kinderpornografie entdeckt haben, sondern das Netz auch dazu nutzen, um Opfer anzulocken. Häufig geschieht dies in sozialen Netzwerken, Chats und Online-Spielen.
Trotz installierter „Kindersicherungen“ können Minderjährige unter Umständen Webseiten anschauen, deren Inhalte für ihr Alter und ihre Entwicklung ungeeignet sind.
Minderjährige können auch für Straftaten verantwortlich gemacht werden, wie etwa für die Verbreitung von kinderpornografischem Material, die Verbreitung und Veröffentlichung von Bildern ohne Zustimmung der Beteiligten (Gesetzesverordnung Nr. 196/2003), Verleumdung, usw. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass die Eltern einer schuldunfähigen Person (Kinder und Jugendliche), die eine Gesetzesübertretung begangen hat, sich zivilrechtlich verantworten müssen.
Eine übermäßige Nutzung des Internets kann auch zu Formen von Abhängigkeit führen.
Es macht zwar keinen Sinn, Kindern und Jugendlichen das Internet zu verbieten, trotzdem gibt Oberinspektor Ivo Plotegher, Verantwortlicher der Post-und Kommunikationspolizei in Bozen, den Eltern ein paar Tipps mit auf den Weg, um Risiken deutlich zu verringern.
Obwohl die Kinder und Jugendliche sehr oft eine größere Vertrautheit mit den neuen Technologien haben, da sie sogenannte „Digital Natives“ sind, sind sie nach wie vor in einem Alter, in dem sie noch „unreif“ sind und daher auch beim Surfen im Netz eine Begleitung brauchen. Eltern, die weniger „technologisch gebildet“ als ihre Kinder sind, sollten demnach die Gefahren kennen, die das Internet mit sich bringt“, erklärt Plotegher.
Außerdem sollten Eltern das Verhalten ihrer Kinder beobachten, um so rechtzeitig Signale zu erfassen, die ihren Ursprung in einem eventuellen Unbehagen aufgrund der Nutzung des Internets haben, z. B. wenn Kinder oder Jugendliche Opfer von Cyber-Mobbing sind, mit einem Pädophilen in Kontakt stehen, erpresst werden, usw. Dies gelingt vor allem, wenn die Eltern mit ihren Kindern im Dialog stehen und sie in verschiedenen Stadien ihres Wachstums begleiten.
Plotegher rät auf jeden Fall auf dem Smartphone oder auf dem PC ein „Kindersicherungs-Programm“ zu installieren.
„Ein Smartphone mit sechs Jahren ist zu früh“
Dr. Silvia Mulargia, Polizeipsychologin der Quästur Bozen, warnt Eltern in einem Interview davor, Kindern zu früh ein Smartphone zu schenken. Was Eltern tun können, um ihre Kinder zu schützen, ist vor allem der Dialog.
Es wird gesagt, dass das Alter sinkt, in dem Kinder und Jugendliche ein Smartphone erhalten. Bestätigen Sie, dass es so ist?
Ja, bereits mit im Alter sechs oder sieben Jahren schenken Eltern ihren Kindern ein Handy, fast als Antwort auf ihr Bedürfnis im Leben der Kinder ständig präsent zu bleiben. Das Telefon wird eine Art „elektronische Leine“ für die Sicherheit und Kontrolle den Kindern gegenüber.
Ist als erstes Gerät für ein Kind ein einfaches Handy dem Smartphone vorzuziehen, sodass man damit nur telefonieren?
Auf jeden Fall wird ein Smartphone nicht empfohlen, auch wenn es wahr ist, dass junge Menschen heute als Digital Natives bezeichnet werden, also aus technologischer Sicht sehr gut vorbereitet, aber nicht immer aus emotionaler und psychologischer Sicht. Das Smartphone mit Internetverbindung, setzt eine Fähigkeit zur Selbstkontrolle und eine Reihe komplexer Kompetenzen voraus und des Weiteren ein Bewusstsein der Risiken, denen man gegenübergestellt werden kann.
Ab welchem Alter sollte ein Kind ein Smartphone haben?
Nicht vor elf bis zwölf Jahren.
Was können Eltern tun, um zu verhindern, dass ihre Kinder den Gefahren, die das Smartphone beinhalten kann, ausgesetzt werden?
Es ist notwendig, mit den eigenen Kindern einen konstanten und offenen Dialog zu führen, um mit ihnen ihre Welt zu teilen und in dieser Welt auch ein aktiver Bestandteil zu sein. Nur auf diese Weise wird die Möglichkeit verringert, dass ihnen eine Reihe von Risiken droht, die auch dazu führen können, unbewusst Opfer von Straftaten zu werden oder diese selbst zu begehen. Daher ist es entscheidend, die Kinder zu einer korrekte und gesunden Nutzung neuer Technologien zu erziehen und sie zu Respekt, Durchsetzungsvermögen, Mitgefühls und kritischen Denken anzuhalten.