Militärdienstdebatte füllt Sommerloch – ein Kommentar

Und ewig lockt die „Naia“

Donnerstag, 16. August 2018 | 10:44 Uhr

Bozen – Die Nachricht von Matteo Salvinis Ansinnen, fast zwei Jahrzehnte nach seiner Abschaffung den Wehrdienst erneut einzuführen, schlug im Südtiroler Sommerloch ein wie eine Bombe. Wie nicht anders zu erwarten, gehen die Meinungen über den auch in Südtirol „Naia“ genannten italienischen Wehrdienst weit auseinander.

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Dabei stellen die Befürworter – oft im Rückblick sich liebevoll an den eigenen Wehrdienst erinnernd – den erzieherischen Aspekt in den Vordergrund. Laut deren Ansicht lernen junge Männer während des Wehrdienstes, sich in einer Gemeinschaft zu behaupten und reifen darin zu erwachsenen Männern, die sich in der Gesellschaft richtig zu benehmen wissen, heran. Zudem – so die Befürworter – festigt die Wehrpflicht mit ihren „Bürgern in Waffen“ die Demokratie.

Auf der anderen Seite warnen Experten davor, junge Menschen dem Arbeitsmarkt zu entziehen. Bereits heute sind viele Arbeitgeber und Universitäten auf der verzweifelten Suche nach Lehrlingen und Studenten. Die Gegner der Wehrpflicht meinen, dass das „verlorene Jahr“ komplett auf Kosten der Wirtschaft und des Wachstums gehe. Die Massen an jungen Männern – so die Gegner – gibt es heute schlicht nicht mehr, sodass für die Wehrpflicht kein Spielraum mehr übrig bleibe.

APA/HANS PUNZ

Entsetzt hingegen zeigt sich die patriotische Seite, die nichts mehr fürchtet, als erneut „in einem fremden Heer zu dienen und fremde Hoheitszeichen zu ehren“. Aber angesichts des diskreten Hinweises von dieser Seite, dass Südtiroler Doppelpassbürger in spe keinen österreichischen Wehrdienst ableisten müssten, kann sich der Beobachter nicht ganz des Eindrucks erwehren, dass von denen eh niemand Lust hat, für einige Monate zu marschieren und durch den Morast zu kriechen – ganz gleich wie Fahne und Uniform aussehen.

Aber kein Grund zur Sorge. Wegen der Bedenken dürfte das Thema als klassisches Sommerloch vermutlich gegessen sein. Und welche Partei will schon die Stimmen der Erstwähler verlieren?

 

Von: ka

Bezirk: Bozen