Vergessener Schatten in der Landeshauptstadt – ein Kommentar

Video legt Finger in Wunde

Donnerstag, 07. November 2019 | 09:28 Uhr

Bozen – Nur wenige Videos haben in der Vergangenheit die Südtiroler und insbesondere die Bozner dermaßen aufgerüttelt, wie jenes von „Striscia la notizia“, in dem der bekannte Radkünstler und Reporter Vittorio Brumotti mit krassen Bildern den „Bozner Drogenmarkt“ dokumentiert hat. Im Beitrag fehlt auch nicht manch kleiner Seitenhieb, dass bei den „Deutschen“, deren Stadt nicht selten die Rangliste der lebenswertesten Städte Italiens anführt, auch nicht alles Gold ist, was glänzt.

Allarme droga a Bolzano: in pieno giorno, gli spacciatori aggrediscono un operatore e la giornata si conclude con un arresto.Abbombazza 100% BrumottiLink al servizio: https://www.striscialanotizia.mediaset.it/video/la-droga-a-bolzano_61304.shtml

Pubblicato da Striscia la notizia su Lunedì 4 novembre 2019

Aber auch wenn Brumotti gerade als Reporter einer Aufdecker- und Satiresendung gerne die Dinge etwas überzeichnet, sollten die Südtiroler davon absehen, den Überbringer der bereits längst bekannten, schlechten Nachricht zu prügeln.

Vielmehr legt das Video den Finger in die Wunde. Bozen ist heute eine schillernde und moderne Stadt, die nichts lieber tut, als ihre Trumpfkarten wie die Messe, das Ötzimuseum, die Freie Universität Bozen, das malerische, von Weinreben umrankte Gries sowie die ansprechende historische Altstadt auszuspielen. Aber ausgerechnet mitten in den Spätherbst, als die Bozner Stadtväter lieber über das Riesenrad und den Weihnachtsmarkt, der wieder Massen von Italienern in seinen Bann ziehen wird, reden würden, platzt das „böse“ Video der Mailänder Satiriker.

Frame Video Striscia la notizia

Auch wenn der Bozner Drogenmarkt insgesamt überschaubar sein mag, verdeutlichen die Aufnahmen doch, dass es auch in der sonst herausgeputzten Landeshauptstadt sehr wohl einige schmuddelige und heruntergekommene Ecken gibt. Die Bilder sind gerade deshalb so schmerzhaft, weil sie auf die Versäumnisse der Bozner hinweisen. In Bozen wird heute mehr Marketing als Politik betrieben. Während ein Event das Nächste jagt, wird manchmal vergessen, dass man sich auch um die weniger eleganten Orte der Stadt kümmern muss.

Die letzten Bemühungen der Stadt weisen in die richtige Richtung. Durch einen gemeinsamen Kraftakt der Ordnungskräfte, der Gemeinde, der Schulen, aber ganz besonders auch der Familien selbst ließe sich dem Drogenproblem schnell Herr werden. Lasst uns also lieber den Ärger über das Video vergessen und die Ärmel hochkrempeln!

Von: ka

Bezirk: Bozen