Sigrid Gröber wurde in Meran getötet

War der verlorene Wohnungsschlüssel der Grund für den Mord?

Sonntag, 26. März 2023 | 15:24 Uhr

Meran – Dank mehrerer Zeugenaussagen sind die Carabinieri in der Lage, die letzten Stunden von Sigrid Gröber zu rekonstruieren. Wie berichtet, ist die 39-Jährige kurz vor ihrem Tod geschlagen worden und musste sieben Stunden allein im Hof der Hotelfachschule Kaiserhof in Meran in der Kälte verbringen. Laut Autopsie-Ergebnis starb Gröber in den frühen Morgenstunden des 19. Februars an einer Atemkrise, die durch stumpfe Gewalteinwirkung und einer Unterkühlung hervorgerufen wurde. Als Tatverdächtiger gilt der 55-jährige Hausmeister Alexander Gruber, mit dem die Frau aus Mühlwald eine Beziehung geführt hat.

Gruber, der von Anwalt Enrico Lofoco als Rechtsbeistand vertreten wird, ist wegen erschwerter vorsätzlicher Tötung angeklagt worden. Laut einem Bericht der Zeitung Alto Adige zeichnet sich immer klarer ab, dass Alkoholmissbrauch eine wesentliche Rolle bei der Entfaltung der Tat gespielt hat. Zeugenaussagen zufolge hat das Paar an jenem Samstag gegen 18.00 Uhr in der Goethestraße ein Lokal betreten. Beide konsumierten mehrere alkoholische Getränke, bis sie ungefähr um 19.00 Uhr in offensichtlich angetrunkenem Zustand die Bar wieder verließen.

Kurz darauf sahen zwei minderjährige Mädchen auf ihrem Heimweg in der Nähe der Treppe, die zu Grubers Appartement im Kellergeschoss führte, eine Frau bewusstlos auf dem Boden liegen. Die öffentliche Verwaltung hatte dem 55-Jährigen ein Apartment bei seiner Arbeitsstelle zur Verfügung gestellt.

Die Mädchen fragten, ob Hilfe nötig sei. Gruber habe sie allerdings verscheucht. Ihre Aussage könnte sich für die Staatsanwaltschaft noch als wichtig erweisen. Die Verteidigung wird vermutlich auf Körperverletzung mit Todesfolge plädieren und so versuchen, die Vorwürfe abzuschwächen.

Die Ermittler vermuten, dass Gruber in trunkenem Zustand mit Gewalt reagiert haben könnte, als er erfuhr, dass seine Gefährtin die Schlüssel zu seiner Wohnung im Rahmen ihres ersten Lokalaufenthaltes verloren hatte. Dem 55-Jährigen war es somit nicht möglich, in sein Appartement zu gelangen.

Als ihn die Mädchen bemerkt hatten, befand sich die Frau am Boden und ihr Gesicht war zum Teil blutverschmiert. Gruber wurde gesehen, wie er den Körper hochgehoben hat und vermutlich dachte, irgendwie in die Wohnung zu gelangen. Stattdessen ließ der Angeklagte die Frau mit schweren Verletzungen allein im Hof zurück und kehrte in die Stadt zurück, um in einer weiteren Bar noch mehr Alkohol zu konsumieren.

Auch dazu soll es mehrere Zeugen geben. Besucher der Bar sagten aus, der 55-Jährige habe in bereits angetrunkenem Zustand weitere Gläser Rotwein getrunken und anderen sogar Getränke spendiert. Angestellte beförderten ihn schließlich aus dem Lokal, nachdem er aufgrund seines Zustandes aggressiv geworden war und andere Gäste belästigt hatte. Gegen 21.00 Uhr soll der Angeklagte mit Bankomatkarte bezahlt und das Lokal verlassen haben.

In den rund zwei Stunden im Inneren des Lokals soll nicht zu erkennen gewesen sein, dass er sich um seine Gefährtin Sorgen machte. Ungeklärt bleibt immer noch, was im zeitlichen Fenster zwischen 21.00 Uhr abends und 2.00 Uhr in der Früh geschehen ist.

Um 2.00 Uhr ist ein Rettungswagen samt Notarzt gerufen worden. Ein junger Mann hatte in der Umgebung des Bahnhofs Alarm geschlagen, nachdem Gruber bei ihm um Hilfe gebeten hatte. In den kommenden Tagen soll der zuständige Pathologe das Gutachten zur Autopsie abschließen. Dies wird für den weiteren Verlauf des Prozesses entscheidend sein.

Von: mk

Bezirk: Burggrafenamt