Polemik gegen Meraner Tierschutzverein

Wenn todkranke Kätzchen vermittelt werden

Sonntag, 05. November 2017 | 17:39 Uhr

Meran/Lana/Vahrn – Tierliebe kann, wenn auch gut gemeint, durchaus nach hinten losgehen. Dies scheint zumindest die Kontroverse um einen ehrenamtlichen Meraner Tierschutzverein zu zeigen. Dieser soll laut einem Bericht der Sonntagszeitung “Zett” eigenständig Kätzchen vermitteln, die in ihrem neuen Zuhause oft nur wenige Tage überleben – zum großen Schmerz der Menschen, die sich der putzigen Wesen angenommen haben und ihren qualvollen Tod miterleben müssen. Als Ursache vermutet man mit größter Wahrscheinlichkeit den umgangssprachlich als “Katzenseuche” bezeichneten Felinen Parvovirus.

Eines jener Opfer ist der Wahl-Vahrner Dimos Ketzentzis, dem in den vergangenen Monaten gleich vier Kätzchen auf diese Weise unter den Händen “verreckt” sind, wie er der “Zett” gegenüber mit Tränen in den Augen erzählt. “Ich habe sie gepflegt und gehegt, kaum geschlafen – alles versucht”, so der Fitnesstrainer kopfschüttelnd. Er war von Kind auf ein engagierter Tierliebhaber, hatte sich streunenden Hunden angenommen und lebt derzeit mit mehreren Vögeln und zwei Hunden. Neben der Trauer um das Leid der kleinen Kätzchen paart sich bei dem gebürtigen Bayern mit griechischen Wurzeln nun aber auch Wut.

Denn seit einem Posting Ketzentzis in einer Facebookgruppe meldeten sich ständig weitere Betroffene, mittlerweile mehr als 30, denen nach Vermittlung von Katzen seitens des besagten Tierschutzvereins die selbe Geschichte passiert sein soll. “Wir haben geheult wie Schloßhunde”, erzählt etwa ein junges Paar über den Todeskampf ihrer kleinen Sissy. Neben den sehr viel schwerer wiegenden emotionalen Schmerzen ist auch der finanzieller Schaden teils nicht unbeachtlich. Ketzentzis etwa hat nach eigenen Angaben etwa um die 8.000 Euro für Arztbesuche, Medikamente und Wohnungsdesinfektion ausgegeben.

Tierärztekammer: “Keine voreilige Schuldzuweisung an ehrenamtlichen Verein”

Es besteht der Verdacht, dass der amtsbekannte Verein neben Kätzchen von örtlichen Bauernhöfen auch Tiere aus einem Tierheim in Neapel zu vermitteln, welche dort unzureichende sanitäre Versorgung und medizinische Kontrolle erfahren würden. Auch dem Meraner Tierschutzverein selbst wird mangelhafte Pflege der Tiere vorgeworfen. Die Südtiroler Tierärztekammer will dem Fall nun genauer nachgehen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Präsident Franz Hintner warnt allerdings vor übereiligen Schuldzuweisungen. “Das ist kein offizielles Tierheim. Dafür wären laut geltendem Tierschutz-Landesgesetz bestimmte klinische EIntichtungen wie etwa eine Quarantänestation vorgesehen. Das aber gibt es dort nicht.” Kätzchen mitzunehmen und weiterzuvermitteln ist jedoch nicht verboten. Entscheidend sei, dass der betroffene Tierschutzverein keinerlei Geschäft aus der Vermittlung mache und handle aus reinem Idealismus, wie auch die mittlerweile zurückgetretene Präsidentin des Meraner Vereins beteuerte.

Im Allgemeinen rät Hintner den Tierliebhabern, nur Tiere mit gesicherter Herkunft und von amtlichen Strukturen bei sich aufzunehmen. “Wer Katzen über Vereine oder privat aufnimmt, muss damit rechnen, dass er sich kranke Tiere ins Haus holt”, warnt die Tierärztekammer.

 

Von: mho