Sorge vor Verbreitung von Crack in Südtirol

Zerschlagener Drogenring: Frauen hatten führende Rolle

Mittwoch, 23. November 2022 | 10:51 Uhr

Bozen – Die Staatspolizei hat bekanntlich Dienstagfrüh in Bozen einen Rauschgiftring zerschlagen und 1,5 Kilogramm Kokain, eine halb automatische Pistole und 50.000 Euro Bargeld beschlagnahmt. Im Zuge der groß angelegten Aktion wurden 30 Personen, darunter auch fünf Frauen, festgenommen. Gegen 25 wurde die Untersuchungshaft verhängt. Fünf weitere seien auf frischer Tat ertappt und verhaftet worden.

Die Verdächtigen sollen in den nächsten Tagen verhört werden, hieß es. Sie sind in unterschiedlichen Gefängnissen in ganz Italien untergebracht.

Die Ermittlungen im Drogenmilieu haben schon während des ersten Corona-Lockdowns begonnen, erklärt die Polizei. Damals sei es den Ordnungshütern gelungen, einer tunesischen Drogenhändlerbande das Handwerk zu legen. Das – insbesondere während des Lockdowns laut Ermittlern äußerst lukrative – Geschäft sei aber alsbald von einer anderen Gruppierung bestehend aus Albanern übernommen worden.

Während der Ermittlungen, die sich über ein Jahr hingezogen hatten, seien zwei weitere Drogenbanden zerschlagen worden. Dutzende Händler seien überwacht und Hunderte von Übergaben dokumentiert worden. Die Ermittlungen hätten schlussendlich 37 Personen betroffen.

Fünf Frauen mit führender Rolle

Die italienische Tageszeitung Alto Adige geht am Mittwoch auf die Rolle der fünf festgenommenen Frauen in der Organisation ein. Diese standen nicht in zweiter oder dritter Reihe, sondern waren ganz oben in der Gruppe angesiedelt. Sie bestimmten in führender Rolle über die Geschäfte mit.

Crack hergestellt

Die in Bozen ausgehobene Drogenbande war vor allem in der Zone Romstraße aktiv. Dort sollen die Mitglieder auch in einem angemieteten Lokal Crack hergestellt und die Drogen verkaufsfertig portioniert haben. Crack ist bekanntermaßen ein aus Kokain hergestelltes Derivat. Durch einen Verarbeitungsprozess entstehen die sogenannten Crack-Steine, die weißlich bis gelblich sind. Crack wird in kleinen Pfeifen geraucht und wirkt extrem schnell. In wenigen Sekunden erreicht der Wirkstoff das Gehirn. Crack gilt daher neben Methamphetamin und Heroin als die Droge mit dem höchsten psychischen Abhängigkeitspotenzial.

Kann Drogenpsychosen auslösen

Crack ist in der Wirkung ähnlich wie andere Kokain-Zubereitungsformen, nur viel stärker. Die Intensität richtet sich nach Menge und körperlicher Verfassung. Crack wirkt einerseits beruhigend, teilweise aber auch euphorisierend und stimmungsaufhellend. Er empfindet eine gesteigerte Aufmerksamkeit, fühlt sich wacher und die Leistungsfähigkeit steigt. Er verspürt einen starken Redezwang und gesteigertes sexuelles Verlangen. Auch besteht die Neigung zur Selbstüberschätzung bis hin zum Größenwahn. Crack kann Auslöser einer Drogenpsychose sein, Überdosierung kann zum Herzstillstand führen.

Allerdings hält der Rausch nur wenige Minuten an. Danach kommt es – je nach Veranlagung – zu dem heftigen Verlangen, einen erneuten Rausch zu erzeugen. Dieses Phänomen ist der Hauptgrund für das sehr hohe Abhängigkeitspotenzial.

Wie erst kürzlich berichtet, breitet sich Crack in Südtirol zunehmend aus. Gerade unter Jugendlichen scheint das Rauschgift die Runde zu machen – vermutlich auch, weil es günstiger ist, als übliches Kokain. Über dieses Phänomen zeigen sich nicht nur die Ordnungshüter besorgt.

Gelddruckmaschine

Die Geschäfte des Suchtgiftrings blühten jedenfalls gerade während des Lockdowns auf. Die Preise wurden aufgrund der hohen Nachfrage und der eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten in die Höhe geschraubt, ja nahezu verdoppelt. Den Ermittlern zufolge dürfte der Drogenhandel monatlich rund 120.000 Euro eingebracht haben.

Von: luk

Bezirk: Bozen