"Kommt, und seht euch an, was hier los ist"

Zerzer hat keine Geduld mehr mit Coronaleugnern

Donnerstag, 05. November 2020 | 12:02 Uhr

Bozen – Der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes, Florian Zerzer, ist angesichts steigender Covid-Patientenzahlen in den Krankenhäusern in großer Sorge. “Wir befinden uns in einem Notstand und müssen jeden Tag schauen, dass wir Covid-Patienten und alle anderen Patienten behandeln können.” Er rechnet laut einem Bericht der Tageszeitung Alto Adige vor, dass am 30. Oktober noch 19 Covid-Patienten in Intensivtherapie waren, nun befinden sich 33 Patienten dort. Die Intensivpflege von Coronapatienten ist bekanntlich sehr aufwendig und personalintensiv. Zudem müssen die Patienten dort zum Teil wochenlange behandelt werden.

Auch die Corona-Patienten auf den Normalstationen treiben Zerzer die Sorgenfalten ins Gesicht: Am 24. Oktober seien 102 Patienten dort behandelt worden. Zwölf Tage später waren es bereits 242. Heute sind sogar 267 Patienten in den Normalstationen der Südtiroler Krankenhäuser, weitere 68 Patienten werden in Privatkliniken behandelt.

Keine Geduld mehr mit Coronaleugnern und Verharmlosern

Menschen, die die Coronapandemie verharmlosen oder das Virus gar verleugnen kann der Generaldirektor des Sanitätsbetriebes nicht mehr ertragen. Ihnen empfiehlt er, sich ein Bild davon zu machen, was in den Spitälern derzeit abläuft. Keine Grippe habe die Intensivstationen jemals vor solche Herausforderungen gestellt, betont Zerzer.

Es gebe dann jene Menschen, die sagen, es würde nur die Älteren treffen. Auch das ist laut Zerzer nicht der Fall: Die Notaufnahmen der Krankenhäuser seien täglich mit Personen ab 50 überfüllt, die an üblen Lungenentzündungen leiden. Im besten Fall würden die Patienten dann knapp zwei Wochen im Krankenhaus behandelt und können dann wieder nach Hause.

Manche Patienten aber hätten weniger Glück. Sie müssen auf die Intensivstation und dort beatmet werden. “Glaubt mir, es sind nicht nur ältere Personen darunter”, so Zerzer gegenüber der Tageszeitung Alto Adige. “Überleben diese Patienten, folgt ein langer und harter Weg zurück ins Leben. Zu Beginn können sie sich nicht mal mehr auf den Beinen halten.”

Personalmangel

Aufgrund der knappen Personaldecke bei Pflegern und Ärzten hat der Sanitätsbetrieb in Südtirol einen Urlaubsstopp verhängt. Wegen des Notstands können auch im Urlaub befindliche Pfleger zurückgerufen werden. Die Bevölkerung sollte ihrerseits mit dem Tragen der Maske und der Einhaltung der Corona-Regeln einen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten, heißt es aus dem Sanitätsbetrieb.

Von: luk

Bezirk: Bozen