Parteikollege von Meloni meint es ernst

100.000 Euro Strafe für Anglizismen: Gesetzentwurf in Italien

Donnerstag, 13. April 2023 | 07:00 Uhr

Rom – Ein Gesetzesvorstoß von Fratelli d’Italia, der italienische Sprache vor ausländischen Einflüssen und Anglizismen schützen soll, sorgt in Italien für Diskussionen. Fabio Rampelli, Parteikollege von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, will demnach durchsetzen, dass die Verwendung von Anglizismen unter bestimmten Voraussetzungen künftig hart bestraft wird – mit Bußgeldern bis zu 100.000 Euro.

„Wir haben ein Gesetz zur Verteidigung der italienischen Sprache vorgeschlagen, um die Verwendung von Anglizismen in der Geschäftswelt zu reduzieren. Unternehmen, die gegen das Gesetz verstoßen, können mit Geldstrafen von bis zu 100.000 Euro belegt werden“, sagte Rampelli, der zudem Vizepräsident der Abgeordnetenkammer ist. Der Gesetzentwurf zielt vor allem auf die öffentliche Verwaltung und auf staatliche Institutionen ab, schreibt die Online-Ausgabe der Berliner Zeitung. Betroffen wären damit unter anderem Arbeitnehmer, die im öffentlichen Sektor angestellt sind und sich bei Übertretungen warm anziehen müssten.

CNN analysierte den Gesetzesentwurf und stellte fest, dass fremdsprachige Wörter in offiziellen Mitteilungen verboten werden sollen, weil sie angeblich die italienische Sprache „erniedrigen und demütigen“. Der Entwurf würde auch ausländische Unternehmen betreffen, die offizielle Dokumente und Stellenbeschreibungen übersetzen müssten. Zudem wären Bezeichnungen wie „Human Resources“, „Customer Service“ oder „Business Partner“ in Zukunft tabu.

Wie Rampelli betont, sei laut neuesten Schätzungen die Anzahl englischer Wörter in der italienischen Schriftsprache seit dem Jahr 2000 um 773 Prozent gestiegen. Demnach gibt es fast 9.000 englische Lehnwörter im Wörterbuch von Treccani, denen rund 800.000 italienische Wörter gegenüberstehen.

Laut Rampelli ist es nur dann akzeptabel, dass Fremdwörter verwendet werden, wenn es keine äquivalenten italienischen Begriffe gibt, um einen Sachverhalt auszudrücken. Um seinem Vorhaben Nachdruck zu verleihen, sieht sein Gesetzentwurf Strafen von 5.000 bis 100.000 Euro für die Nichteinhaltung der angestrebten Verpflichtungen vor. Diese seien aus einer „nationalen Schutz- und Identitätsverteidigungsperspektive“ heraus formuliert worden.

Der Entwurf, der aus acht Artikeln besteht, wurde bereits am vergangenen 23. Dezember vorgestellt. Allerdings ist er erst vor Kurzem bekannt geworden. Nun sorgt er in den italienischen Medien für Wirbel. Vorgesehen ist außerdem die Einrichtung eines Ausschusses zum Schutz, zur Förderung und Wertschätzung der italienischen Sprache.

Die Opposition bezeichnet den Gesetzentwurf unterdessen als absurd und wehrt sich gegen eigenständige Verbote. „Eine lächerliche Initiative, die uns leider in die traurige Realität führt, in die der rechte Flügel das Land Schritt für Schritt drängt“, erklärt etwa Irene Manzi von der Demokratischen Partei laut einem Bericht blick.ch.

Von: mk