Von: ka
Venedig – Einem Venezianer, der in einer Bar einen Cappuccino und einen frisch gepressten Orangensaft konsumiert hatte, sind dafür 21 Euro berechnet worden. Da aufgrund der Covid-19-Schutz- und Distanzierungsmaßnahmen der Cappuccino und der Orangensaft nicht an der Bartheke getrunken werden konnten, wurde der Kunde von den Angestellten dazu angehalten, sich an einen der Tische zu setzen, was zu einem ordentlichen Aufpreis führte. Die Veröffentlichung des Kassenbons in den sozialen Netzwerken löste in Italien, wo viele Bars ums Überleben kämpfen und keine Kunden vergraulen wollen, heftige Polemiken aus.
Pubblicato da Il Gazzettino su Mercoledì 3 giugno 2020
Ein Venezianer staunte nicht schlecht als ihm in einer Bar für einen Cappuccino und einen frisch gepressten Orangensaft sage und schreibe 21 Euro berechnet wurden. Der Mann, der in der Nähe des Markusplatzes arbeitet und die Bar – das „Illy Caffè dei Giardini Reali“ – aufgesucht hatte, um sich eine kurze Pause zu gönnen, ärgerte sich über die gesalzene Rechnung. Die Bar befindet sich zwar in der Nähe des Markusplatzes, war aber nach der Sanierung der Gärten „Giardini Reali“ mit dem klaren Ziel eröffnet worden, weniger die Touristen, sondern vielmehr die Venezianer anzusprechen.
Angesichts dieser Preise – neun Euro für einen Cappuccino und zwölf Euro für einen frisch gepressten Orangensaft – die selbst jene, die auf dem Markusplatz verlangt werden, übertreffen, scheint dieses Ziel aber in weiter Ferne zu liegen.
#Venezia, spremuta e cappuccino al tavolo: conto da 21 euro ai Giardini Reali https://t.co/WRPE35DZA3
— Corriere del Veneto (@corriereveneto) June 3, 2020
Im „Illy Caffè dei Giardini Reali“ betragen die Preise für einen Cappuccino und einen frisch gepressten Orangensaft – sofern sie an der Bartheke konsumiert werden – zwar jeweils „nur“ drei und fünf Euro, aber sobald die Kunden sich an einen der Tische setzen, schnellen diese auf jeweils neun und zwölf Euro hoch. Da aufgrund der Covid-19-Schutz- und Distanzierungsmaßnahmen an der Bartheke nur eine Handvoll Kunden Platz findet, sind die anderen dazu gezwungen, an den Tischen Platz zu nehmen, was ungeheuerliche Aufpreise mit sich bringt.
„Wir wollten den Cappuccino im Stehen trinken, aber das Personal lud uns aufgrund der Corona-Einschränkungen dazu ein, am Tisch Platz zu nehmen. Keiner wies uns auf die Verdreifachung der Preise hin. Ich hätte niemals gedacht, mehr als 20 Euro zu bezahlen, das ist Diebstahl“, so der zutiefst verärgerte Venezianer. Später postete er ein Bild des Kassenbons in den sozialen Netzwerken.
☕️ A Venezia è stato battuto uno scontrino di 21 euro per un cappuccio e una spremuta serviti al tavolo. È successo all'Illy Caffè dei Giardini Reali. Un episodio che fa discutere #italiaatavola
Pubblicato da Italia a Tavola su Mercoledì 3 giugno 2020
Die Reaktionen blieben nicht aus. Die Bar gab zwar zu, dass vielleicht den Kunden nicht alle Informationen zu den Preisen umgehend zur Verfügung gestellt worden waren, wies aber im selben Atemzug auf die Corona-Einschränkungen und auf die ausgelegte Preisliste hin. In Italien gingen aber trotzdem die Wogen hoch. Der Vorfall, der offensichtlich in ein Wespennest stach, wurde sowohl von vielen Organisationen als auch von einfachen Bürgern vielfach kritisiert.
Venezia, ritrova il turismo. Bar e ristoranti pieni dopo tre mesi di stop https://t.co/0YMyI1JL2H pic.twitter.com/LTgfA6evG4
— laNuovaVeneziaMestre (@nuova_venezia) June 2, 2020
Nach dem Lockdown leidet die italienische Gastronomie an Kundenmangel, was dazu führt, dass viele Bars – auch jene in Venedig – schlicht ums Überleben kämpfen. Das Letzte, was sie dabei brauchen können, sind solche Vorfälle, bei denen der Eindruck entsteht, dass Covid-19-Hygiene-, Schutz- und Distanzierungsmaßnahmen dazu benützt werden, die verbliebenen Kunden abzuzocken.
„Ich gehe nicht auf die Preise ein, aber es ist von grundlegender Bedeutung, die Kunden immer darauf hinzuweisen, dass an der Bartheke und an den Tischen unterschiedliche Preise gelten. Es geht um das Bild der Stadt. Wir haben seit Jahren versucht, uns eines schlechten Rufes zu entledigen, und jetzt ist es an der Zeit, sich gegenüber den Kunden klar und korrekt zu verhalten“, meint der Präsident der Vereinigung „Associazione Piazza San Marco“, Claudio Vernier. Diesen Worten ist nichts hinzuzufügen.