Alessandro Leon Asoli[21] wollte das Erbe – VIDEO

30 Jahre Haft: “Ich habe meinen Stiefvater vergiftet”

Dienstag, 28. März 2023 | 07:04 Uhr

Bologna/Casalecchio di Reno – Während der Verhandlung vor dem Berufungsgericht von Bologna, das über die in erster Instanz erfolgte Verurteilung des 21-jährigen Alessandro Leon Asoli zu 30 Jahren Haft zu befinden hatte, gestand der junge Mann, seinen Stiefvater, den 56-jährigen Loreno Grimandi, ermordet zu haben.

„Ich habe meinen Stiefvater getötet, indem ich seine Nudeln vergiftet habe“, so der 21-Jährige. Alessandro Leon Asoli hatte 15. April 2021 versucht, sowohl seinen Stiefvater als auch seine Mutter durch vergiftete Lachsnudeln zu ermorden. Da seine Mutter aber nur wenige Gabeln verzehrt hatte, hatte sie im Gegensatz zu ihrem Mann den Giftanschlag überlebt.

Der 21-jährige Alessandro Leon Asoli, der in erster Instanz zu 30 Jahren Haft verurteilt wurde, weil er seinen Stiefvater, den 56-jährigen Loreno Grimandi, ermordet hatte und versucht hatte, seine Mutter, die ebenfalls 56-jährige Monica Marchioni, mit einem Teller vergifteter Nudeln zu töten, legte während der Verhandlung vor dem Berufungsgericht ein umfassendes Geständnis ab.

„Heute möchte ich die Wahrheit sagen. Ich habe meinen Stiefvater getötet, indem ich seine Nudeln vergiftet habe. Es tut mir leid, dass ich es erst jetzt zugebe, aber ich habe es vorher nicht getan, weil ich Angst hatte. Ich möchte mich bei allen Menschen entschuldigen, die ich verletzt habe. Ich hoffe, dass meine Mutter mir verzeihen kann und dass ich eine zweite Chance bekomme“, so Alessandro Leon Asoli.

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Nach seinem vor dem Richter erfolgten Geständnis kehrte der junge Mann sichtlich erschüttert und unter Tränen ins Gefängnis zurück. Alessandro Leon Asoli hatte die Tat fast zwei Jahre lang bestritten und hatte für den Tod von Loreno Grimandi bisher seine Mutter verantwortlich gemacht. Das Geständnis von Asoli wurde mit Erstaunen zur Kenntnis genommen. „Wir hatten dieses Geständnis nicht erwartet, da der Angeklagte während des erstinstanzlichen Prozesses stets auf seine Version der Ereignisse beharrt hatte. Das Geständnis kommt zu spät und ist aus prozessualer Sicht ohne Bedeutung, es verdient keinen Strafnachlass“, sagte der Anwalt, der Monica Marchioni und die betagte Mutter von Loreno Grimaldi vertritt.

Der Mord geschah am Donnerstag, dem 15. April 2021, gegen 22.00 Uhr abends. Laut der Rekonstruktion des Tathergangs beharrte Alessandro Leon Asoli, der zusammen mit seiner Mutter und seinem Stiefvater in einer Wohnung in Casalecchio di Reno bei Bologna lebte, darauf, die Zubereitung des Abendessens zu übernehmen. Sein Plan war es aber, sowohl seinen Stiefvater als auch seine Mutter durch Gift aus dem Weg zu räumen. Zu diesem Zweck fügte er den gekochten Lachsnudeln eine tödliche Dosis von Natriumnitrit zu. Die Nudeln waren wegen des Salzes fast ungenießbar, aber um den bereits arg ramponierten Familienfrieden nicht zu gefährden, aß Loreno Grimandi trotzdem seinen ganzen Teller auf. Monica Marchioni hingegen ließ es nach wenigen Gabeln bleiben. Kaum hatte er den ganzen Nudelteller verzehrt, wurde dem 56-Jährigen übel. Von furchtbaren Schmerzen gequält, begann der Mann laut zu schreien und sich auf dem Diwan zu winden. Ihrer Aussage zufolge soll der junge Mann in diesen Momenten auch versucht haben, seine Mutter zu erwürgen.

Von den Schreien aufgeschreckt, verständigten Nachbarn die Carabinieri. Als die Carabinieribeamten die Wohnung betraten, kam ihnen die angsterfüllte Frau entgegen, die sie anschrie, dass ihr Sohn ihren Mann vergiftet habe. Für Loreno Grimandi kam jede Hilfe zu spät. Er erlag kurz nach dem Eintreffen im Krankenhaus einer schweren Natriumnitrit-Vergiftung. Monica Marchioni hingegen konnte erst nach einer einmonatigen Entgiftung aus dem Spital entlassen werden. Alessandro Leon Asoli wurde nach einer kurzen Flucht festgenommen und ins Gefängnis überstellt.

Dank der Aussagen seiner Mutter und einiger Bekannter konnte auch das mutmaßliche Tatmotiv ermittelt werden. Da der Lebenslauf von Alessandro Leon Asoli vor allem die Geschichte eines Scheiterns ist, hatte die Tat weniger emotionale, sondern vielmehr finanzielle Motive. Nachdem er die Oberschulstufe auf einer Privatschule mit Ach und Krach beendet hatte, suchte seine Mutter für ihn eine Arbeitsstelle. Allerdings dauerten seine Arbeitsverhältnisse nie lange. Der 21-Jährige, der weder arbeiten noch studieren wollte, träumte viel lieber von einem angenehmen Leben ohne „lästige Verpflichtungen“.

Der Streit mit seiner Mutter begann, als sie ihm den Geldhahn zudrehte. Um das Erbe seiner recht gut situierten Mutter vorzeitig antreten zu können, soll der junge Mann in dieser Zeit beschlossen haben, sich seiner Mutter und seines Stiefvaters durch Gift zu entledigen. In seinem Zimmer stellten die Carabinieri auch eine exotische Giftpflanze sicher, die Alessandro Leon Asoli mit der Kreditkarte seiner Mutter im Internet erworben hatte. Sein wenig ausgereifter Plan ging aber nicht auf.

Obwohl er die Tat aus niedrigen Beweggründen – aus Geldgier – begangen hatte, wurde der 21-Jährige wegen Mordes und versuchten Mordes nicht zu einer lebenslangen Haftstrafe, sondern „nur“ zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Damit bestätigte das Berufungsgericht von Bologna das in erster Instanz ergangene Urteil.

 

Von: ka